© JUNGE FREIHEIT Verlag GmbH & Co.  www.jungefreiheit.de  15/13 / 05. April 2013

Haltungsnote
„Die Fahne bleibt hängen!“
Toni Roidl

Die Junge Union Münster veröffentlichte unlängst ein Gruppenbild, das auf einem Verbindungshaus aufgenommen wurde. Im Hintergrund war eine Flagge mit den Farben der Verbindung zu sehen: Schwarz-Weiß-Rot. AStA und Lokalmedien machten daraufhin eine große Welle, von wegen „undemokratischer Reichsfahne“. Am Ende knickte die JU im „Flaggenstreit“ ein und „bedauerte“ ihr Gruppenbild öffentlich.

Aus ganz anderem Holz geschnitzt ist Oskar Freysinger. Der 52jährige Gymnasiallehrer wurde kürzlich für die konservative Schweizerische Volkspartei (SVP) mit dem höchsten Stimmenanteil aller Kandidaten in den Staatsrat des Schweizer Kantons Wallis gewählt. Der Schweizer Fernsehsender SRF drehte eine Reportage über den Politiker, um den beliebten Sonnyboy zu demontieren. Freysinger ist ein braungebrannter Skilehrer-Typ mit langen Haaren, der gerne eine abgewetzte Lederjacke trägt. Daß die Reportage nicht objektiv sein sollte, zeigt schon der Titel: „Oskar, der Rattenfänger“. Trotzdem öffnete Freysinger dem Drehteam die Türen zu seinem Privatbüro.

Die Fernsehleute suchten Anstößiges. Doch in der Ecke stand nur eine schnöde Gitarre. Ein Blick an die Decke brachte, was sie suchten: eine Reichskriegsflagge des Deutschen Kaiserreiches, wie sie bis 1921 in Gebrauch war.

Schon ging die übliche Empörungs-gymnastik los: Die Flagge werde oft von Neonazis gezeigt, unter der Flagge seien Verbrechen verübt worden etc. pp. Freysinger wurde aufgefordert, die Flagge aus seinem Haus zu verbannen. Doch der sportliche Alpenländer verbat sich deutlich jede Einmischung in die Dekoration seiner privaten vier Wände: „Die Fahne bleibt hängen!“ Er habe sie vor Jahren in Lübeck auf einer U-Boot-Ausstellung gekauft „und fand sie irgendwie schön“.

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