© JUNGE FREIHEIT Verlag GmbH & Co.  www.jungefreiheit.de  16/13 / 12. April 2013

Edelmetalle schützen vor Zerstörung des Finanzvermögens
Der Goldpreis ist zu niedrig
Thorsten Polleit

Am 5. September 2011 stieg der Goldpreis auf über 1.900 US-Dollar pro Feinunze. Seither ist er gefallen: Im Tiefpunkt am 16. Mai 2012 fiel er auf 1.537, zu Wochenbeginn waren es 1.580 Dollar. Daß der Goldpreis in den letzten 18 Monaten gefallen ist, hat eine Reihe von Marktbeobachtern veranlaßt, von einem Platzen der „Goldblase“ und einem Ende der „Goldpreis-Rallye“ zu sprechen. Doch was ist von einer solchen Einschätzung zu halten?

Sicherlich, die Sorge vor einer unmittelbar bevorstehenden „Hyperinflation“, die den Goldpreis im Herbst 2011 anheizte, hat sich nicht bewahrheitet; und die Korrektur überzogener Erwartungen ist mit einem Rückgang des Goldpreises einhergegangen. Die Preisbewegung im Herbst 2011 läßt aber nicht den Schluß zu, der Aufwärtstrend des Goldpreises sei vorbei. Im Grunde pendelt der Goldpreis in einer recht stabilen Bandbreite, dessen unteres Ende bei etwa 1.550 US-Dollar pro Feinunze und dessen oberes Ende bei etwa 1.780 liegt. Der künftige Goldpreis hängt nicht von der Konjunkturentwicklung ab, nicht von den kurzatmigen Nachrichtenwellen über die Kosten der Goldproduktion und nicht von der Höhe der Schmucknachfrage aus Indien, China und der Türkei. Entscheidend ist die Goldnachfrage aufgrund des Wertsicherungs- und Investitionsmotivs von Anlegern und Sparern, die sich um den Wert ihres Geldes – ihres Papiergeldes – Sorgen machen.

Diese Sorge scheint derzeit viel zuwenig stark ausgeprägt zu sein angesichts der dramatischen Folgen, die die internationale Finanz- und Wirtschaftskrise noch mit sich bringen dürfte: Auf Sparer und Investoren werden nicht nur Schuldenschnitte und höhere Besteuerung zukommen, sondern vor allem auch Inflation, sei es in den USA, Europa oder Japan. Das Halten von Edelmetallen ist eine der wenigen Möglichkeiten, der großen Zerstörung des Finanzvermögens zu entkommen. Der aktuelle Goldpreis nicht ist nur sehr niedrig: Er ist viel zu niedrig.

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