© JUNGE FREIHEIT Verlag GmbH & Co.  www.jungefreiheit.de  16/13 / 12. April 2013

Meldungen

Zarah Leander: den Weg nach Stalingrad geebnet

WIEN. Proganganda wirke am besten unsichtbar, wenn sie das ganze Leben durchdringe, ohne im öffentlichen Bewußtsein bemerkt zu werden. Unbequeme Analysen aktueller Umsetzung derart subtiler Meinungslenkung jedoch lieber meidend, will der Berliner Privatdozent Dietmar Voss am Beispiel der „verborgenen Triebmythologie der Zarah-Leander-Filme der Nazizeit“ stattdessen zeigen, wie Joseph Goebbels einst seine „ideologischen Botschaften“ ins Unterbewußte der Volksgemeinschaft senkte. In einem mit viel unfreiwilliger Komik gewürzten Essay steuert Voss auf den Nachweis zu, der schwedische Ufa-Star habe die „masochistischen Dispositionen“ seines deutschen Publikums „bedient und verstärkt“. Dabei ausgerechnet den durchschlagendsten Kinoerfolg der Kriegsjahre („Die große Liebe“, 1942) ignorierend, sollen partout die in Voss’ Deutungen dominanten Friedensproduktionen von „La Habanera“ (1937) bis zu „Es war eine rauschende Ballnacht“ (1939) das „Bewußtsein verblendet“ und den „verschlungenen Weg nach Stalingrad“ geebnet haben (Wiener Beiträge, 1/2013). (ob)

 

NS-Diktatur: „Verdecktes Schreiben“ als Widerstand

GÖTTINGEN. Neben Günter Scholdt gehört Heidrun Ehrke-Rotermund zu den besten Kennern der literarischen „Inneren Emigration“ zwischen 1933 und 1945. Den Forschungen der beiden Literaturhistoriker ist zu verdanken, daß gegen die moralisierende „Hyperkritik“ der 68er-Germanistik die Kunst des „verdeckten Schreibens“ unter der NS-Herrschaft als Leistung des geistigen Widerstands sichtbar geworden ist. Welches hohe Risiko Autoren unter den Augen der Zensur dabei eingingen, veranschaulicht Ehrke-Rotermund anhand einer brisanten Buchbesprechung Rudolf Pechels, die 1938 einer scheinbar zeitfernen, in Basel veröffentlichten Kulturgeschichte Grete de Francescos über „Die Macht des Charlatans“ galt (Jahrbuch der deutschen Schillergesellschaft, 56/2012). Obwohl das mit Zitaten durchsetzte Inhaltsreferat Pechels keinen Zweifel aufkommen läßt, daß mit dem „Volksbetrüger“, der die „Lenkung und Beherrschung“ der Masse anstrebe, der die „Kunst der Massenbelügung“ betreibe, Adolf Hitler gemeint ist, gelinge es ihm, mit der Beigabe von historischen Stichen und Radierungen, diese „Aktualisierungssignale“ der Rezension zu tarnen und gegen Kritik abzusichern. Der politischen Polizei ist der zur „Konservativen Revolution“ rechnende Herausgeber der Deutschen Rundschau trotzdem nicht entkommen. 1942 erfolgte das Verbot der Rundschau, Pechel wanderte ins KZ. Werner Bergengruen brachte 1948 eine Anthologie des von 1932 bis 1942 „Zwischen den Zeilen“ schreibenden Pechel heraus, die er treffend als „Leitfaden publizistischer Gefechtstaktik für Diktaturzeiten“ empfahl. (wm)

 

Deutsche setzen großes Vertrauen in die Familie

HAMBURG. Die Deutschen vertrauen in erster Linie ihrer Familie, Freunden und dem Partner. Wenig Zutrauen haben sie zu Institutionen wie Kirchen, Gewerkschaften und Parteien. Das ergab eine Untersuchung der Hamburger BAT-Stiftung für Zukunftsfragen. Danach vertrauen drei Viertel der Befragten der Familie. Dahinter rangieren Freunde (61 Prozent) und Partner (55 Prozent). Nur jeder zehnte vertraut den Kirchen (9 Prozent). Das Schlußlicht bilden Politiker (3 Prozent) und Parteien (1 Prozent). (idea/JF)

 

Sprachpranger

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