© JUNGE FREIHEIT Verlag GmbH & Co.  www.jungefreiheit.de  16/13 / 12. April 2013

Blick in die Medien
Tränendrüsengeschichte als Propaganda entlarvt
Toni Roidl

Es war die Schmonzette zum Jahresbeginn: Das glückliche Ende der traurigen Geschichte von Ahmed und Gazale. Ahmed Siala und seine Frau Gazale Salame kamen mutmaßlich als „Scheinlibanesen“ nach Deutschland. Sie sind wohl Türken, die sich als Libanesen ausgeben, um Asyl zu erhalten. In die Türkei wurde Gazale daher 2005 abgeschoben.

Medien und Integrationsindustrie ließen nichts unversucht, die Abschiebung rückgängig zu machen. Günter Grass, Margot Käßmann und Rita Süssmuth forderten ihre Rückkehr – mit Erfolg. Das Ehepaar wurde nun wieder in Deutschland zusammengeführt.

Pro Asyl jubelte, die Süddeutsche Zeitung bejammerte die „schweren Träume“ der armen Gazale, die Frankfurter Rundschau vergoß Tränen über „acht gestohlene Jahre“ im Leben der Asylantin, die sich vor Sehnsucht nach ihrer Familie in Deutschland verzehrte.

Warum nur ist ihr Ehemann hiergeblieben? Warum hat er sie nicht einmal in der Türkei besucht? Keine Zeitung kam auf die Idee, sich mit diesen Fragen zu befassen. Dafür wurde die Rückkehr als großer Bahnhof inszeniert: Niedersachsens Innenminister Boris Pistorius (SPD) nahm Salame persönlich am Flughafen Hannover in Empfang. Die „humanitäre“ Aktion war geglückt.

Warum für die „Familienzusammenführung“ getrennte Wohnungen gemietet wurden und zwei der vier Kinder weiterhin beim Vater leben, untersuchten die Medien nicht. Sie waren auch zu beschäftigt damit, die „gnadenlose Asylpolitik“ zu geißeln. Nun stellte sich heraus: Ahmed Siala soll seiner Frau vor den Kindern ins Gesicht geschlagen haben. Laut Bild ermittelt die Polizei gegen ihn wegen Körperverletzung und häuslicher Gewalt.

Dazu fällt dem Flüchtlingsrat Niedersachsen nichts ein. Das Innenministerium will auch nichts mehr damit zu tun haben. „Acht gestohlene Jahre“ – von den „gestohlenen Jahren“ deutscher Steuerzuwendungen ist keine Rede.

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