© JUNGE FREIHEIT Verlag GmbH & Co.  www.jungefreiheit.de  16/13 / 12. April 2013

Männer haben es schwer genug
Streitschrift wider den „Allmachts-Feminismus“
Ellen Kositza

Christine Bauer-Jelinek, in Wien als Wirtschaftscoach und Psychotherapeutin tätig, hat eine Streitschrift wider den „Allmachts-Feminismus“ verfaßt. Als junge Frau hat sich die heute Sechzigjährige für die Frauenbewegung eingesetzt, heute mahnt sie zur Umkehr. Sie sieht den Zwang zur rigorosen Gleichverteilung von Rechten und Pflichten erstens skeptisch, zweitens empfindet sie die populäre Opferhaltung weiblicherseits als strategisches Kampfmittel, das auf einem Mythos beruhe – dem der patriarchalen Unterdrückung der Frau.

Bauer-Jelinek prüft nach in ferner Geschichte und stellt zu den aktuellen Quotenforderungen, zu vorgeblichen Lohnungerechtigkeiten, zur Frage der sexuellen Selbstbestimmung und anderen Alltagsscharmützeln, in denen sich Frauen unterlegen wähnen, Gegenrechnungen auf. Ihr Fazit: Längst ist der Mann zum Lastesel geworden, während die Frauen gierig ihre „manikürten Fingernägel“ spreizen und „Mehr!“ fordern.

Solche Lektüre hinterläßt einen zwiespältigen Eindruck. Natürlich gibt es eine wahre Propagandaflut, die sich als staatstragender Feminismus auf Samtpfoten in Feuilletons äußert und der sich gar nicht schlecht mit den Hardcore-Forderungen der orthodox-feministischen Sichtweise verträgt. Andererseits gibt es seit Jahren eine Gegenbewegung, die von der Autorin entweder nicht wahrgenommen wurde (Arne Hoffmanns Klassiker „Sind Frauen bessere Menschen?“) oder die sie als „ultrarechts bis reaktionär“ (Eva Herman, Barbara Rosenkranz und sogar Kristina Schröder) brandmarkt, ohne sich von deren Thesen abzusetzen.

Es ist beispielsweise verdienstvoll, sich abermals mit der Mär auseinanderzusetzen, wonach Frauen eklatant weniger Geld für „gleiche Arbeit“ verdienen als Männer. Wer es wissen wollte, hat das längst vielfach nachgerechnet bekommen, für Jelinek-Bauer wurde das Lohnungleichheitsgerücht erst 2012 von „mutigen Redakteuren“ berichtigt. Daß betonierten Klischees von wehrlosen, benachteiligten Frauen als schlichter Zementguß von der Gegenseite hingestellt wird, nämlich eine Version, gemäß der Frauen lieber „gackern“ als führen und sich am Samen unschuldiger Männer bereichern, läßt das Buch etwas eindimensional wirken.

Christine Bauer-Jelinek: Der falsche Feind. Schuld sind nicht die Männer. Ecowin Verlag, Salzburg 2012, gebunden, 174 Seiten, 19,95 Euro

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