© JUNGE FREIHEIT Verlag GmbH & Co.  www.jungefreiheit.de  16/13 / 12. April 2013

Frisch gepresst

Oswald Spengler. Solide Einführungen zu Leben und Werk des Geschichtsdenkers Oswald Spengler (1880–1936) bieten die Rowohlt-Monographie Jürgen Naehers (1984) oder Detlef Felkens Arbeit über den „Konservativen Denker zwischen Kaiserreich und Diktatur“ (1988). Sie leisten auch heute noch Neugierigen gute Dienste, während Fortgeschrittene zu Frits Botermans „Oswald Spengler und sein Untergang des Abendlandes“ (2000) greifen können. Wer also 2013 eine „politische Biographie“ Spenglers vorlegt, sollte Neues offerieren. Das tut die Broschüre von Sebastian Maaß, die einen „Beitrag zur Historisierung“ Spenglers und der „Ideenströmung“ der Konservativen Revolution liefern möchte, leider nicht. Stattdessen erhält der Leser eine Mischung aus Naeher und Felken als Sparversion, die zudem mit sachlichen Fehlern verärgert, wenn Maaß etwa im Frühjahr 1918 an der Westfront die „Reichswehr“ offensiv werden läßt oder Erich Ludendorff zum Chef der Obersten Heeresleitung ernennt. (dg)

Sebastian Maaß: Oswald Spengler. Eine politische Biographie. Duncker & Humblot, Berlin 2013, gebunden, 113 Seiten, 18 Euro

 

Fischerei. Heute ist die deutsche Hochseefischerei in der Bedeutungslosigkeit verschwunden. In Cuxhaven und Bremerhaven wird zwar heute noch der „Segen des Meeres“ verarbeitet, aber er kommt nicht mehr aus dem Bauch deutscher Trawler, sondern vom „globalen Markt für tiefgekühlten Fisch“. Ole Sparenberg erzählt in seiner Göttinger Dissertation die wechselvolle Geschichte der deutschen Ausbeutung „mariner biologischer Ressourcen“ bis zu diesem Tief- und Endpunkt, einschließlich der Scheinblüte der DDR-Trawlerflotte. Im Mittelpunkt der Arbeit steht jedoch die facettenreiche und bis ins anekdotische Detail anschauliche Darstellung der Fischereipolitik im Zeichen der NS-Autarkie-Pläne. Bei ihrem Versuch, die Landwirtschaft zu entlasten, Devisen zu sparen und die „Eiweißlücke“ zu schließen, riskierte die NS-Regierung 1936 sogar den Wiedereinstieg in den Walfang. Gerade dieses abenteuerliche Projekt zu einer Zeit, als Norwegens und Englands Walschlächter viele Populationen fast zum Aussterben gebracht hatten, bereichert als aufregendes Kapitel der Umweltgeschichte dieses spannungsreiche Buch. (uh)

Ole Sparenberg: „Segen des Meeres“. Hochseefischerei und Walfang im Rahmen der nationalsozialistischen Autarkiepolitik. Duncker & Humblot, Berlin 2012, broschiert, 441 Seiten, 98 Euro

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