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© JUNGE FREIHEIT Verlag GmbH & Co. www.jungefreiheit.de 16/13 / 12. April 2013
Einfach schön! Daß das Auto weiter der Deutschen liebstes Kind ist, kann nicht nur auf den zahlreichen Tuning-Messen nachvollzogen werden: Vom 10. bis 14. April geht in Deutschlands Westen die Post ab. Zumindest für Klassiker-Fans, die auf Automobile stehen, welche oftmals viel älter als sie selbst sind. Die das noch der Pferdekutsche nachempfundene Design der im Windkanal empfangenen Linie vorziehen, die das Formschöne, Gediegene, Einzigartige, kurz: Erhaltenswerte in Blech, Holz und Kunststoffen ins Liebhaber-Herz geschlossen haben, das statt Blut Benzin durch die Adern pumpt. Die Techno-Classica, die weltweit größte Oldtimermesse, öffnet die Pforten der Essener Messehallen. Und das zum 25. Mal. Ein Leben auf der Überholspur von Anfang an: Als die Stiftung Internationale Historische Automobile (SIHA) im März 1989 mit der anspruchsvollen Techno-Classica das Abenteuer wagte, in zunächst sechs Hallen eine kleine, aber ausgesuchte Oldtimer-Messe ins Rennen zu schicken, fuhr man in unbekanntes Gelände. Besitzer und Sammler historischer Wagen galten als verschrobene Spinner, die abends und an Wochenenden mit ölverschmierten Händen in Garagen rostiges Blech zusammenschraubten und Unkundigen gegenüber belehrend auftraten. Heute haben Klassiker-Enthusiasten eher das Positiv-Image von Bewahrern technischen Kulturgutes. Schon der ersten Klassik-Messe 1989 rannten die Oldtimer-Fans die Bude ein: 30.000, doppelt so viele wie erwartet, kamen und konnten sich nicht satt sehen. Fünf Jahre darauf beanspruchte die Techno-Classica schon 16 Messehallen und war zur größten Oldtimer-Show Europas aufgestiegen. Vor dem diesjährigem Beginn meldete der Veranstalter eine komplette Ausbuchung aller 20 Messehallen mit 1.200 Austellern. Auch die Zahl der Fahrzeughersteller, die in Essen ihre besten Stücke präsentieren – darunter Bugatti, Bentley, Ford und Rolls-Royce –, wird mit 25 so hoch sein wie noch nie. Das Wachstum des Wirtschaftszweiges „Oldtimer und Youngtimer“ scheint von der anhaltenden Krise gänzlich unbeeindruckt – nach den letzten Zahlen von 2005 setzte er allein in Deutschland 5,5 Milliarden Euro um. Der Erfolg der SIHA gründete auf Fleiß, exzellenten Kenntnissen der Old- und Youngtimer-Szene und einem weitverzweigten Netzwerk. Heute ist die oft nur „Techno“ genannte Show breit aufgestellt und der Untertitel „Weltmesse für Oldtimer, Classic- und Prestige-Automobile, Motorsport, Motorräder, Ersatzteile und Restaurierung, Welt-Clubtreff“ nicht zu dick aufgetragen. Das Publikum findet alle Facetten des Hobbys repräsentiert: Unterhaltung, Leidenschaft, Automobilgeschichte, das Flair legendärer Firmen und professioneller Handel. Manche Autobauer zeigen ganze Ahnenreihen – Traditionsvergewisserung spielt eine immense Rolle. Diesmal stehen mehr als 2.500 motorisierte Schönheiten für das zahlungskräftigere Publikum zum Verkauf. Einige Höhepunkte der Ausstellung: Die italienische Edelschmiede Lamborghini, die 50. Geburtstag feiert, bringt zwei Sportwagen aus den Sechzigern mit nach Essen. Mercedes stellt anhand von zwölf Fahrzeugen die Entwicklung der S-Klasse in den Mittelpunkt, darunter die luxuriöse Reiselimousine Mercedes-Simplex 60 PS Reisewagen von 1904. Mit dem Porsche „Neunelfer“ feiern die Zuffenhausener den Fünfzigsten des Inbegriffs des Sportwagens schlechthin. Mini stellt 50 Jahre Mini Cooper S in den Mittelpunkt seiner Präsentation. Die Wolfsburger feiern sieben Generationen Golf – mit dem neuen GTI als Deutschlandpremiere. Und VW Classic Parts führt die Restaurierung eines Golf I GTI vor. Versprochen werden außergewöhnliche Originalschönheiten wie der Bugatti 57 C mit Gangloff-Karosserie im Saoutchik-Stil von 1939, das Bentley 4,5 Litre Derby Coupé aus dem Jahre 1939 und das Talbot Lago T 150 C Teardrop Coupé mit einer Karosserie von Figoni et Falaschi aus dem Jahre 1938. Liebhaber werden mit anderen Enthusiasten dastehen und fachsimpeln, Laien die Augen übergehen angesichts automobiler Schönheiten. Die „Techno“ in Essen wird wieder alles bisher Dagewesene in den Schatten stellen! Weitere Besucherinformationen: www.technoclassica-tickets.de Taylors Beurteilung ein Körnchen Wahrheit steckt? |