© JUNGE FREIHEIT Verlag GmbH & Co.  www.jungefreiheit.de  17/13 / 19. April 2013

Unser preußisches Erbe
Pflichtaufgabe Staat: Eine Ausstellung zum Soldatenkönig Friedrich Wilhelm I. im Brandenburg-Preußen-Museum in Wustrau nahe Ruppin
Georg Thiele

Anläßlich des 300. Thronjubiläums Friedrich Wilhelms I., auch als „Soldatenkönig“ bekannt, zeigt das private Brandenburg-Preußen-Museum in Wustrau (bei Neuruppin) bis zum 30. September dieses Jahres eine Sonderausstellung unter dem Titel „Pflichtaufgabe Staat! Friedrich Wilhelm I. und der Hallesche Pietismus“. Bei der feierlichen Eröffnung der Schau für Pressevertreter und geladene Gäste am vorvergangenen Wochenende wies Ehrhardt Bödecker, Gründer und Leiter des Museums, in seinem einleitenden Vortrag darauf hin, daß gerade im Zeichen der Euro-Krise eine sparsame Haushaltsführung und eine effiziente Verwaltung den in Schieflage geratenen Ländern hilfreich sein könnten. Beides seien Bestandteile des preußischen Erbes, das auch auf Friedrich Wilhelm I. (1688–1740) zurückgehe.

Den Festvortrag hielt Thomas Müller-Bahlke, Direktor der Franckeschen Stiftungen zu Halle, in der Gutskirche Wustrau, die bis auf den letzten Platz gefüllt war. Der Potsdamer Traditionsverein „Lange Kerls“ hatte zu der Eröffnung einige Mitglieder in ihren Grenadier-Uniformen entsandt. Sie führten vor der Ausstellung einige Kostproben ihres Exerzierkönnens vor. Müller-Bahlke schlug in seiner Rede den Bogen von den Franckeschen Stiftungen zur Bildung preußischer Eliten. Sie alle waren durch die Schule des preußischen Pietismus gegangen. So sei eine einheitliche Linie der preußischen Entscheidungsträger erreicht worden.

Tatsächlich kam Friedrich Wilhelm bereits als Kronprinz vor seiner Thronbesteigung 1713 in Kontakt zum Halleschen Pietismus des Theologen August Hermann Francke (JF 13/13). Dessen reformatorische Ideen bildeten die Grundlage für Friedrich Wilhelms eigene religiöse Anschauungen. Später als Preußenkönig förderte er das 1701 eingeweihte Waisenhaus des pietistischen Pfarrers und Pädagogen Francke, in dem er „ein zentrales Institut für den gesellschaftlichen Um- und Ausbau“ Preußens sah.

Den Ausstellungsmachern ist wichtig, König Friedrich Wilhelm I. nicht als den cholerischen Despoten darzustellen, wie er heute immer noch manchen Kritikern erscheint. Gewiß war er nicht der Schöpfer des preußischen Geistes – das waren eher der Große Kurfürst und Friedrich der Große, aber der Soldatenkönig war doch derjenige, der durch sein Schaffen die Taten Friedrichs des Großen erst ermöglichte. Der eine ist ohne den anderen nicht denkbar. Anders als der große Friedrich, war der „Soldatenkönig“ ein friedliebender Mensch, der an den europäischen Höfen hinter vorgehaltener Hand wegen seiner Abwesenheit auf den Schlachtfeldern verspottet wurde. Auch hier durchaus ein Vorbild für die bundesdeutsche Politik, welche die eigenen Streitkräfte ruiniert, aber dafür weltweit Kriege führt.

Auf den Schautafeln der Sonderausstellung wird ein weiterer Bezugspunkt Preußens zur Problematik heutiger Politik sichtbar: Die Einwanderungspolitik Preußens verkörperte echte Toleranz abseits der heutigen Multikulti-Heuchelei hierzulande. Sie war für beide Seiten nützlich. Den Zuwanderern gewährte sie Schutz, dem neuen Heimatland verschaffte sie motivierte und fleißige neue Bürger. „Mir neue Söhne, Euch ein mildes Vaterland“ war der Ausspruch des Königs in einem Land in dem die zugewanderten neuen Landeskinder frei waren von Ausländerkriminalität, Partizipationsforderungen oder „doppelter“ Staatsbürgerschaft.

Die gut überschaubare, aber sorgfältige Sonderausstellung wird von drei Vortragsveranstaltungen begleitet, die am 20. April (Wesenzüge Friedrich Wilhelms I.), 24. August (Städte und Städtereformen unter Friedrich Wilhelm I.) und 28. September (Salzburger Migranten in Preußen) stattfinden.

Die Ausstellung ist bis zum 30. September im Brandenburg-Preußen-Museum in Wustrau, Eichenallee 7a, täglich außer montags von 10 bis 18 Uhr zu sehen. Der Eintritt kostet 3 Euro (ermäßigt 1,50 Euro). Telefon: 03 39 25 / 7 07 98

 www.brandenburg-preussen-museum.de

Ausstellungstafel: Gottvertrauen, Effizienz und Ordnung bildeten das Fundament Friedrich Wilhelms I.

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