© JUNGE FREIHEIT Verlag GmbH & Co.  www.jungefreiheit.de  19/13 / 03. Mai 2013

Patrick Gensing. Dank Tagesschau wirkt der Antifa-Journalist im bürgerlichen Gewand
Im Schafspelz
Felix Krautkrämer

Patrick Gensing ist ein Warner und Mahner. Wo immer der 1974 geborene Journalist konservatives, rechtes oder gar rechtsextremes Gedankengut wittert, vermeldet er dies auf der Internetseite publikative.org, dem früheren NPD-Blog. Ob CDU-Politiker oder Historiker wie Arnulf Baring, Verbindungsstudenten oder NPD-Mitglieder, Freie Kameradschaften oder Katholiken, nichts entgeht dem kritischen Blick des von der linken Amadeo-Antonio-Stiftung verantworteten Internetportals.

Seit einiger Zeit ist auch die neugegründete „Alternative für Deutschland“ (AfD) in Gensings Visier geraten: Diese habe Gefallen daran, „Angst“ zu verbreiten, schrieb er auf publikative.org. und warnte, die Partei könne „neurechte sowie verschwörungsideologische Positionen weiter aufwerten“. Nun könnte es der AfD egal sein, was irgendein Blogger auf einer unbedeutenden Internetseite über sie mutmaßt. Aber Gensing ist nicht irgendein Blogger, sondern arbeitet auch als Redakteur für tagesschau.de, den Onlineauftritt von Deutschlands wichtigster Nachrichtensendung. Und auch dort wirft er den Euro-Kritikern der AfD Populismus und Probleme bei der Abgrenzung nach rechts vor.

Seine Tätigkeit für tagesschau.de verschafft Gensing den Vorteil, bei seinen Recherchen nicht als Antifa-Journalist auftreten zu müssen, sondern sich als Mitarbeiter des öffentlich-rechtlichen Rundfunks in ein bürgerliches Gewand hüllen zu können. Die Ergebnisse seiner Artikel erscheinen dann jedoch nicht selten in leicht abgeänderter Form wieder auf dem Denunziationsportal publikative.org.

Doch Gensing ist nicht nur Journalist, sondern auch Netzwerker. Und in dieser Funktion hilft er anderen Antifa-Publizisten, ihren Lebenslauf um ein paar Referenzen aufzupolieren. So auch im Fall von Maik Baumgärtner. Dieser unternahm seine journalistischen Gehversuche auf dem linksextremen Internetportal Indymedia. Es folgten Artikel für die Junge Welt oder das linksradikale Periodikum Der Rechte Rand. 2011 durfte Baumgärtner dann gemeinsam mit Gensing auf tagesschau.de vor einer angeblichen Unterwanderung der Vertriebenenverbände durch Rechtsextremisten warnen. Auf Baumgärtners Internetseite sucht man unter dem Punkt „Referenzen“ seine Beiträge für Indymedia oder die Junge Welt mittlerweile vergeblich. Dafür ziert tagesschau.de seine dortige Publikationsliste.

Ähnlich verhält es sich mit den Antifa-Journalisten Andreas Speit und Andrea Röpke. Beide schreiben wie Gensing nicht nur für die taz oder das SPD-Antifa-Organ Blick nach Rechts, sondern fanden als „Rechtsextremismusexperten“ ebenfalls ihren Weg zu tagesschau.de. Doch Solidarität ist bekanntlich keine Einbahnstraße. Und so verwundert es wenig, daß Gensing wiederum im vergangenen Jahr sein Buch „Terror von rechts“ (Rotbuch-Verlag) zusammen mit Speit im Hamburger „taz Salon“ bewerben durfte.

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