© JUNGE FREIHEIT Verlag GmbH & Co.  www.jungefreiheit.de  19/13 / 03. Mai 2013

Zeitschriftenkritik:
Feministisch korrekte Mutterschaft
Ellen Kositza

Nicht daß die Emma als Organ des Mainstream-Feminismus etwas gegen Nachwuchs hätte! Von wegen, vor einiger Zeit wurden die Redaktionsfrischlinge Jackie und Luise mit gehöriger Empathie vorgestellt. So niedliche Dinger! Klar, es ging um Hunde. Wenn die Emma – mutmaßlich eine Redaktion mit sehr geringer Reproduktionsquote – Kinder thematisiert, dann unter kritischen Vorzeichen. Als Klotz am Bein, Karrierekiller, Mordgrund. Ganz ausgrenzen will man Mütter nicht, „Rabenmütter sind die besten!“ wird durchaus mal getitelt, „deutsche Mütter träumen vor allem von einem – der Rückkehr in den Beruf“. Und wenn einmal eine Grafikerin sich gebärend herabläßt, dann darf sie ein Manifest gegen das Stillen („paßt in eine Zeit, in der die Mutter-Kind-Beziehung überhöht und biologistisch verklärt wird“) beisteuern.

Sogar die übertriebene Form der Mutterschaft, nämlich als Zweifach-Mutter, geht dann durch, wenn die Frau – wie in der aktuellen Ausgabe – Sheryl Sandberg heißt, Facebook-Managerin ist und sich zum Feminismus bekennt. In dieser Nummer (Mai/Juni 2013) ist gar das Titelthema dem Gebären gewidmet, feministisch korrekt natürlich: „Mutter werden mit 50plus“. Rockröhre Gianna Nannini bekam mit 54 ihre Tochter, eine fidele Musikprofessorin war 64. Immer mehr reifere Frauen nehmen sich „das Recht auf Schwangerschaft“! Die Zahl der „Ü50-Mütter“ habe sich in den letzten Jahren auf niedrigem Niveau verdoppelt: „Immerhin“. Eine grandiose Vorstellung: Die Karriere ist in trockenen Tüchern, lästige Großelternpflichten wird es naturgemäß nie geben, „wo ist das Problem?“

Einen weiteren Schwerpunkt der Ausgabe stellt der kritische Blick auf den unter Kitschverdacht stehenden „Traum in Weiß“ dar: „Hochzeit – Traum oder Alptraum?“ Entsetzt über den Zeitgeist von anno dazumal wird Agatha Christie zitiert: „Ich faßte nur eins ins Auge: eine glückliche Ehe. Und als ich die Ehe geschlossen hatte, wäre mir nie in den Sinn gekommen, beim Ausfüllen eines Formulars in die Sparte ‘Beruf’ etwas anderes hinzuschreiben als das ehrwürdige Wort Hausfrau. Ich war eine verheiratete Frau, das war mein Status, mein Beruf.“

Daneben geht Alice Schwarzer geharnischt mit Joschka Fischer und Daniel Cohn-Bendit ins Gericht. Beide hatten gerade Grund zum Feiern: Cohn-Bendit ist mit dem Theodor-Heuss-Preis gewürdigt worden, Fischer feierte seinen 65. Schwarzer erinnert daran, wie Fischer einst „Scheißbullen“ mit Steinen und Molotowcocktails bekämpfte und ein Polizist durch solche „Mollis“ fast verbrannte. „Gewalttäter in schwarzem Leder“ galten seinerzeit als „cool“, schreibt Schwarzer und spinnt den Faden weiter zu 1998, als Fischer Deutschland „in einen rechtswidrigen Angriffskrieg ohne Mandat geführt hatte“. Zu Cohn-Bendit schreibt die Emma-Chefin, sie sei empört darüber, wie der rote Dany heute seine Kleine-Mädchen-Hosenlatz-Selbstbekenntnisse zur Seite schiebt und „hohnlachend“ Anwürfe von konservativer Seite zurückweist.

Kontakt: Emma-Frauenverlags GmbH, Bayenturm, 50678 Köln. Das Einzelheft kostet 7,50 Euro. www.emma.de

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