© JUNGE FREIHEIT Verlag GmbH & Co.  www.jungefreiheit.de  19/13 / 03. Mai 2013

Frisch gepresst

Selbstbedienung. Keine neue Erkenntnis, sondern Allgemeingut: Die Parteien haben sich den Staat zur Beute gemacht. Die Politiker stopfen sich die Taschen mit unserem Geld voll. Und doch gelingt es Hans Herbert von Arnim immer wieder, diesem Thema – seinem Lebensthema – einen neuen Dreh zu geben. Diesmal hat er sich den Bayerischen Landtag vorgenommen, der sich auch nicht gerade durch preußische Sparsamkeit auszeichnet. Der Staatsrechtler hat sich die Assistenten der Abgeordneten näher angesehen. Manche haben bis zu fünf davon, und fast alle haben nebenbei ein Parteiamt inne. Ein Fall von illegaler Parteienfinanzierung, denn die Abgeordneten bekommen Geld, damit sie ihre Arbeit als Volksvertreter verrichten. Nicht, damit Parteifunktionäre einen bezahlten Job bekommen. Bayern, so von Arnim, ist Deutscher Meister im gezielten Verstecken verbotener Zuwendungen. Selbst Vetternwirtschaft ist in diesem El Dorado des Parteienstaats legal, wie aktuell der Fall Schmid erwies. Von Arnim regt ein Referendum gegen diese schamlose Selbstbedienung an. (rg)

Hans Herbert von Arnim: Die Selbstbediener. Wilhelm Heyne Verlag, München 2013, broschiert, 254 Seiten, 12,99 Euro

 

Donauschwabe. Ein Kind lebt mit seiner Familie im Kriegsgebiet. Nach Jahren voller härtester Entbehrungen wird er schließlich mit elf Jahren in ein Konzentrationslager verschleppt, wo er Sklavenarbeit verrichten muß und nach mehreren gescheiterten Ausbrüchen nur knapp dem Tod durch wahllose Erschießung entgeht. Die Abschiebung in ein Bergwerk mit anschließender dreijähriger Zwangsarbeit bedeutet für ihn die Rettung aus dem Lager. Solche Geschichten werden, sollten sie auch noch einen passenden Opferhintergrund haben, gern auflagenstark verlegt. Sofern der Autor aber Donauschwabe ist und sich das Geschehen 1939 bis 1947 in Serbien abgespielt hat, steht kein Verlag Schlange. So mußte dieses Buch, obgleich sehr sorgfältig geschrieben, im Kleinverlag ohne Lektorat veröffentlicht werden. Der Leser muß sich durch viele, viele Sätze arbeiten, die mit „Nun, …“ oder „Ja, …“ beginnen und darf sich am etwas holprigen Stil nicht stören. Der packende Inhalt und die Einblicke in das Leben der Balkandeutschen vor Kriegsbeginn entschädigen dafür. (kg)

Felix Rechnitzer: Gestohlene Kindheitsjahre. Mein Überleben im jugoslawischen Internierungslager. Buchwerkstatt Berlin, Berlin 2012, gebunden, 207 Seiten, 24,90 Euro

Versenden
  Ausdrucken Probeabo bestellen