© JUNGE FREIHEIT Verlag GmbH & Co.  www.jungefreiheit.de  19/13 / 03. Mai 2013

Meldungen

Antriebsausfall und reduziertes Zeitgefühl

BERLIN. Aus der Perspektive Unbeteiligter lasse sich die Volkskrankheit Depression, die Europas Gesundheitssysteme mit jährlich 170 Milliarden Euro belastet, in ihrer „vollen Verheerung nicht adäquat ermessen“. Eine unfreiwillige Bestätigung erfährt dieses Fazit einer von Jan Slaby (FU Berlin) und Achim Stephan (Uni Osnabrück) durch ihre vagen Umschreibungen, mit denen sie „Depression als Handlungsstörung“ fassen wollen (Deutsche Zeitschrift für Philosophie, 6/12). Obwohl sie versprechen, „mehr Licht in die komplexe Tiefenstruktur menschlicher Affektivität“ zu bringen, repetieren sie mit Hilfe einer britischen Online-Befragung nur bekannte psychiatrische Diagnosen wie lähmende Antriebsschwäche und den Ausfall jeglicher Initiative. Eindrücklicher als üblich zeigen die britischen Berichte jedoch, wie das umgreifende Ohnmachtsgefühl des Depressiven auch sein Zeiterleben verlangsamt und auf die Gegenwart reduziert. (dg)

www.janslaby.com

 

Matheschwäche ist noch unzureichend erforscht

LEININGEN. Jeweils sechs Prozent aller deutschen Grundschüler leiden unter einer Lese- und Schreibschwäche bzw. Rechenschwäche. Doch weltweit sind 14mal so viele Studien mit der Legasthenie beschäftigt, während die Dyskalkulie kaum erforscht ist. Fest steht nur, daß bei Kindern mit Matheproblemen die Kapazität einer für die Rechenleistungen zuständigen Hirnregion, des Intraparietalen Sulcus, geringer ist. Ursächlich könnten eine frühe Geburt oder genetische Dispositionen sein. Ohne gezielte Therapie bleibt die Störung bestehen. Individuelle Förderung hat sich besser bewährt als die Arbeit in Kleingruppen oder Klassen. Sofern die Diagnose „Teilleistungsstörung“ vorliegt, übernimmt das Jugendamt den Großteil der Therapiekosten von 230 Euro monatlich (Bild der Wissenschaft, 5/13). (ft)

www.rechenschwaeche.de

 

Datenbremse statt neue Glasfaserinfrastruktur

BONN. Während weltweit immer schnellere Internetanschlüssen angeboten werden (JF 18/13), will die Deutsche Telekom die Datenbremse aktivieren. Für neue „Call&Surf- und Entertain-Verträge“ werde es nur noch „integrierte Highspeed-Volumina geben“, teilte der Konzern vorige Woche mit. Je nach Tarif betragen die maximalen Datenvolumina pro Monat zwischen 75 und 400 Gigabyte (GB). 75 GB reichten „für zehn Filme in normaler Auflösung plus drei HD-Filme, plus 60 Stunden Internetradio, plus 400 Fotos und 16 Stunden Online-Gaming“. Ein Netzausbau wird als zu teuer betrachtet: „Eine flächendeckende Glasfaserinfrastruktur würde bis zu 80 Milliarden Euro kosten.“ (fis)

www.telekom.com

 

Erkenntnis

„Ethisch hochstehende Forschung kann durch rasche Nutzung von neuen Therapien das Leiden von Patienten lindern, ist ein Indikator für die Modernität und sichert wirtschaftlich in Zeiten der Krise Arbeitsplätze und Prosperität.“

Christiane Druml, Vorsitzende der Bioethikkommission beim österreichischen Bundeskanzleramt

Versenden
  Ausdrucken Probeabo bestellen