© JUNGE FREIHEIT Verlag GmbH & Co.  www.jungefreiheit.de  20/13 / 10. Mai 2013

Israel greift Ziele in Syrien an
Bomben – und was dann?
Günther Deschner

Israels jüngste Luftschläge auf Ziele bei Damaskus waren laut Experten der größte Angriff auf Syrien seit dem Jom-Kippur-Krieg vor 40 Jahren. In diesem Fall ist zu bezweifeln, ob das dem militärischen Goliath der Region zugebilligte „Recht zur präventiven Selbstverteidigung“ wirklich von Nutzen ist.

Es nützt weder den syrischen Rebellen noch Israel selbst. Assad schadet es kurzfristig nicht und auch nicht seinem Verbündeten Iran. Ob einige hundert Raketen mehr oder weniger in den Libanon gelangen, ist kaum von Belang. Der Libanon ist bereits vollgestopft mit Waffen. Gefährlich wird es aber dann, wenn auch andere zur „präventiven Selbstverteidigung“ übergehen. Dann könnte eine Phase beginnen, in der Raketenangriffe hier und Luftschläge da zum täglichen Ritual gehören. Nach 50 Jahren voller Kriege und Zwischenfälle sollte man sich mit dem Gedanken vertraut machen, daß ein friedliches Zusammenleben in der Region nicht mit militärischen Mitteln zu erzwingen ist. Militärischer Druck kann zwar den Status quo erhalten, zum Frieden aber führt er nicht. Was, wenn die Selbstverteidigung erst den Verteidigungsfall schafft? An den Kampf Davids gegen Goliath sollte man sich im längst „unheiligen Land“ doch erinnern, oder hat man vergessen, was passierte, als David anschließend selbst zum Goliath wurde? Ein Uriah könnt’s erzählen, aber wo ist einer?

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