© JUNGE FREIHEIT Verlag GmbH & Co.  www.jungefreiheit.de  20/13 / 10. Mai 2013

Die Politik und das Geld
Mengenlehre
Rolf Dressler

Grundrechnen, höhere Mathematik, Naturwissenschaften – mit dem einen wie dem anderen, das ist bekannt, steht es bei uns in Deutschland leider nicht zum besten. Doch die Politik aller Farben hat sich mit den Niveaugegebenheiten arrangiert, weil schon der Nachwuchs und selbst das volljährige Bürger- und Wählervolk vieles von dem, was ihnen da von oben angedient und als angeblich unumstößlich richtig, ja, alternativlos verkauft wird, in der Sache oftmals überhaupt nicht versteht und sich genervt oder gelangweilt vermeintlich Wichtigerem zuwendet.

Was unseren Politikschaffenden in ihren Glashäusern womöglich nicht einmal unlieb ist. Oder letztlich (fast) gleichgültig? Nach dem Motto: Sei’s drum, wenn morgen oder übermorgen nur noch 20 Prozent sich an Wahlen beteiligen, dann setzen wir diese 20 Prozent eben einfach gleich 100 und teilen uns danach die Parlamentssitze. Wie eigentlich rechnet sich Finanzminister Wolfgang Schäuble einen schon bald angeblich ausgeglichenen Bundeshaushalt zurecht, obwohl etwa auch die sorgsam verschwiegenen Abermilliarden-Kosten für die Auslands(kriegs)einsätze der Bundeswehr, ob auf dem Balkan, in Afghanistan und nun in Mali, enorm belastend zu Buche schlagen? Gar nicht zu reden von den horrenden Stützungsgeldern und Haftungsgarantien Deutschlands für die Dauer-„Rettung“ des Euro und sogar noch der marodesten Zocker-Banken.

Vergessen die Zeiten, in denen die Grünen wie besessen gegen die angeblich todbringende Müllverbrennung anrannten. Das Thema haben sie lässig abgelegt. Nur als winzig kleine, aber aufschlußreiche Randnotiz war unlängst zu lesen, daß in Deutschland inzwischen locker viermal so viel Abfall verbrannt wird wie vor 20 Jahren. Die Bürger aber nehmen das Für-dumm-Verkaufen hin. Und das trägt bisweilen skurrile Züge.

Manch einer erinnert sich noch an die allgemeine Sinnleere, die das unsägliche Gewürge um die sogenannte Mengenlehre in den siebziger Jahren bei Schülern und Eltern gleichermaßen auslöste. Übrig blieben davon gottlob nur noch Witzeleien mit Rechenaufgabenstellungen wie dieser hier: Wenn drei Mann in einem Raum versammelt sind und fünf hinausgehen, müssen zwei wieder reinkommen, damit der Raum leer ist ...

 

Rolf Dressler war langjähriger Chefredakteur beim „Westfalen-Blatt“ in Bielefeld und ist nun freier Journalist.

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