© JUNGE FREIHEIT Verlag GmbH & Co.  www.jungefreiheit.de  20/13 / 10. Mai 2013

Freiheit wie das Leben
Deutsche Schillerstiftung zeichnet den Schriftsteller Jürgen K. Hultenreich aus
Christian Dorn

Die Deutsche Schillerstiftung in Marbach verleiht an diesem Freitag (10. Mai) dem Schriftsteller Jürgen K. Hultenreich für seinen DDR-Roman „Die Schillergruft“ die mit 5.000 Euro dotierte Kester-Haeusler-Ehrengabe.

Was unter Wegbegleitern Hultenreichs längst Gemeingut war, erfährt damit nun auch öffentliche Anerkennung: Es ist das Wissen, daß „Die Schillergruft“ – so die Begründung der Jury – einer „der bedeutendsten Romane über die DDR-Gesellschaft“ sei, „eine eindrucksvolle Parabel auf eine kranke Gesellschaft“. Die „eigene, unverwechselbare literarische Stimme“ Hultenreichs verdiene „mehr literarische Beachtung“. Diese war ihm nicht zuletzt im literarischen Betrieb der alten Bundesrepublik verwehrt worden, wo man im Neuankömmling einen „Feind Liebknechts oder der großen, weltumspannenden Idee“ sah, wie es in seinem Roman heißt.

„Zum Absahnen pünktlich eintreffen“

In dem autobiographischen Werk „Schillergruft“ erzählt Georg Hull, Alter ego des Autors, von seiner Zeit in der Psychiatrie in Pfaffenrode/Mühlhausen, in die ihn die Staatsanwältin einweist, nachdem er sich – wegen eines gescheiterten Fluchtversuchs vor Gericht stehend – standhaft mit Schiller verteidigt hatte („Ich lese nur Schiller!“). Es wäre zu wünschen, daß sich dieser Roman – 2001 erstmals veröffentlicht und jetzt in einer um zwei Kapitel erweiterten Fassung in der bibliophilen Edition A. B. Fischer erschienen – künftig auch im Unterricht und an Universitäten wiederfindet.

Dabei ist Hultenreichs vitaler schöpferischer Drang kaum zu bändigen. In den letzten Monaten veröffentlichte er drei weitere Bücher: die preisgekrönten Aphorismen in „Versager enden scheintot“ (Brockmeyer Verlag), die Illustrationen zu Gerhart Hauptmanns Novelle „Das Meerwunder“ (Edition A. B. Fischer) und eine Auswahl seiner Zeichnungen von Landschaften und Porträts mit einem klugen Essay Ulrich Schachts unter dem Titel „Vertuscht“ (Verlag Vorwerk 8). Der Geehrte dürfte sich aus diesem Anlaß zu Recht selbst zitieren: „Es genügt nicht, seiner Zeit voraus zu sein. Zum Absahnen muß man pünktlich eintreffen.“

Jürgen K.Hultenreich: Die Schillergruft. Edition A.B. Fischer, Berlin 2013, gebunden, 255 Seiten, 19,80 Euro

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