© JUNGE FREIHEIT Verlag GmbH & Co.  www.jungefreiheit.de  21/13 / 17. Mai 2013

Blick in die Medien
Spiegel-TV: Alles Gute zum Geburtstag
Toni Roidl

Der Fernsehkanal des berühmten Hamburger Nachrichtenmagazins wird schon 25. Viel zu feiern gibt es allerdings nicht. Wirtschaftlich hat der Fernsehableger schon bedeutend rosigere Zeiten gesehen, das Verhältnis zum Mutterblatt ist tiefgekühlt.

Dabei hat Spiegel TV Geschichte gemacht. Die ersten Livebilder des Mauerfalls kamen vom Drehteam der 1988 gegründeten Produktionsfirma. Danach ging’s steil bergauf. Die Truppe um Stefan Aust erfand und verkaufte immer mehr erfolgreiche Formate, vom Sex-Klamauk „Wa(h)re Liebe“ (Vox) bis Johannes B. Kerner (ARD).

Von den goldenen Zeiten sind nur Trümmer übrig. Die erfolgreichsten Sendungen gingen als Auftragsproduktionen verloren, die Belegschaft schmolz um die Hälfte auf unter 150. Die Gewinne sanken auf weniger als 40 Millionen Euro. Die Blatt-Belegschaft stand mit der Fernsehtochter immer auf Kriegsfuß, die Mitarbeiter sind nicht an den Ausschüttungen der Mitarbeiter-KG beteiligt.

Doch inhaltlich hebt sich die Produktionsfirma immer noch positiv vom verschnarchten Magazin ab, das zuletzt mit dem Titel „Hitlers Uhr“ (Nr. 6/13) unfreiwillige Komik produzierte.

Spiegel TV ist dagegen oft drastisch politisch unkorrekt. Da wird über den Verkauf einer 14jährigen Kurdin als Braut berichtet, ebenso wie über „Effekte der unkontrollierten Zuwanderung“. Da wird Bushidos krimineller Clan durchleuchtet oder eine Spezialsendung zum Thema „Islamistischer Terror“ ausgestrahlt. Reportagen decken die Mitleidsmaschen osteuropäischer Betrügerbanden auf oder zeigen „Klein-Rumänien in Berlin“ ohne jede Anklage an die Mehrheitsgesellschaft. Sendetitel wie „Mit dem Luxusauto zum Sozialamt“ oder „Von Bukarest in den deutschen Sozialstaat“ wären im gedruckten Spiegel undenkbar! Und erst recht im öffentlich-rechtlichen „Demokratieabgabe“-Fernsehen.

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