© JUNGE FREIHEIT Verlag GmbH & Co.  www.jungefreiheit.de  21/13 / 17. Mai 2013

Umwelt
Milupa für China
Volker Kempf

Entschuldigung liebe Eltern, wir tun alles dafür, daß Sie das Beste für Ihre Kinder bekommen“, schreibt die hessische Firma Milupa auf ihrer Internetseite. Aber aktuell seien die eigenen Säuglingsmilchen in Asien so begehrt, „daß die dadurch entstandene extreme Nachfrage teilweise zu Regallücken im deutschen Handel“ führe. Man kümmere sich allerdings „mit höchstem persönlichen Einsatz“ darum, die Verfügbarkeit zu verbessern. Auch andere Hersteller gestehen Engpässe ein. Daher dürften deutsche Mütter noch öfters vor leeren Marktregalen stehen, denn in China ist gesundheitlich unbedenkliches Milchpulver Mangelware. Bedingt durch Beimengung chemischer Zusätze in chinesischer Milch kam es dort 2008 zu mehreren Todesfällen und etwa 300.000 Nierensteinerkrankungen bei Babys. Danach gab es weitere Skandale, die das Vertrauen in die chinesische Nahrungsmittelbranche nachhaltig erschütterten.

Wer es sich leisten kann – und das sind immer mehr Chinesen – setzt auf „Made in Germany“. Hinzu kommt, daß schätzungsweise 70 Prozent der Äcker durch Herbizide und andere Gifte verseucht sind. Flüsse und Felder sind zudem durch übermäßigen Düngemitteleinsatz belastet. Viele chinesische Lebensmittel enthalten häufig hohe Werte an Blei, Arsen und Cadmium. Das erinnert an Zustände in der DDR und anderen realsozialistischen Ländern. Dies ist kein Zufall. Gemeinsam ist diesen unfreiheitlichen Staatssystemen, daß sich Protestbewegungen – auch ökologische – nicht formieren dürfen. Der politische Druck, reagieren zu müssen, wird dadurch minimiert. Wenn China ein Problem hat, wird es aufgrund seiner Größe für die ganze Welt zum Problem. Eine intakte Natur und Umwelt sind Grundlage für gesunde Lebensmittel. Sich wie bei der Babymilch alternativ auf ausländischen Märkten zu bedienen, kann für ein Milliardenvolk kein zukunftsfähiges Konzept sein.

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