© JUNGE FREIHEIT Verlag GmbH & Co.  www.jungefreiheit.de  22/13 / 24. Mai 2013

Finnische Soldaten im Winterkrieg 1939/40: Anthropologische Überraschungen
Vertrauenswürdige Antlitze
(wk)

John Loehr und Robert O’Hara von der Universität Helsinki untersuchten die Lebensläufe von 795 Angehörigen dreier Regimenter der finnischen Armee, welche 1939/40 am Winterkrieg gegen den Aggressor Sowjetunion teilgenommen hatten. Zweck der Studie war die Verifizierung der kürzlich aufgestellten These, daß Männer mit breiteren Gesichtern einen höheren Testosteronspiegel aufweisen und damit dominanter und aggressiver auftreten, was unter anderem einen nicht unwesentlichen Einfluß auf den militärischen Rang haben soll (Royal Society Publishing, Biology Letters, 5/2013). Tatsächlich jedoch stellte sich das Ergebnis überraschenderweise genau umgekehrt dar: Die Inhaber der höheren Dienstgrade wiesen vielfach eher eine schmale Gesichtsform auf. Dies erklären die zwei Wissenschaftler nun damit, daß schmalere Gesichter vermutlich mehr Vertrauen einflößen und somit den für die Beförderungen verantwortlichen Instanzen und Personen auch als Indiz für bessere Führungsqualitäten gelten. Des weiteren registrierten Loehr und O’Hara bei den Breitgesichtigen eine signifikant höhere Reproduktionsrate nach dem Kriege. Nur was die Quote der Gefallenen betraf, ergaben sich keinerlei nennenswerte Unterschiede zwischen den finnischen Winterkriegsteilnehmern mit schmaleren und breiteren Gesichtern.

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