© JUNGE FREIHEIT Verlag GmbH & Co.  www.jungefreiheit.de  24/13 / 07. Juni 2013

Deutsche Entschädigungszahlungen
Entwürdigend
Thorsten Hinz

Die Bundesregierung hat sich mit der Jewish Claims Conference (JCC) auf die Zahlung von 772 Millionen Euro bis 2017 geeinigt. Damit soll die häusliche Pflege von Holocaust-Überlebenden in 46 Staaten finanziert werden. Außerdem wurden Rentenansprüche von Insassen sogenannter „offener Ghettos“ in Rumänien anerkannt.

Die Wiedergutmachung von Unrecht ist eine Ehrenpflicht. Doch 68 Jahre nach Kriegsende ist es schwer begründbar, den Status des Holocaust-Überlebenden auszuweiten und neue finanzielle Forderungen aus ihm abzuleiten. Die Pflegebedürftigkeit betagter Menschen ist kein Problem, das kausal aus der NS-Herrschaft herrührt. Auch in der Bundesrepublik herrscht Pflegenotstand. Sie unter Hinweis auf den Holocaust zu verpflichten, für die Not im Ausland aufzukommen, macht das historische Argument beliebig und entwürdigt es.

Dazu paßt die Meldung, daß 57 Millionen Euro, die die JCC für die Versorgung von Holocaust-Opfern bereits erhalten hat, unterschlagen worden sind und daß die Kosten des Betrugs durch einen JCC-Mitarbeiter von der Bundesrepublik getragen werden, sprich der deutsche Steuerzahler die Summe noch einmal begleichen muß.

Fällig ist die Aufklärung und Diskussion darüber, welche politischen und materiellen Interessen hinter den moralischen Begründungen stecken. Sonst schraubt die Forderungsspirale sich endlos weiter.

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