© JUNGE FREIHEIT Verlag GmbH & Co.  www.jungefreiheit.de  24/13 / 07. Juni 2013

Umwelt
Ramsauers Ladenhüter
Markus Brandstetter

Wenn man etwas nur oft genug wiederholt, dann wird es irgendwann wahr. Auf dieser Erkenntnis beruhen die Lehren aller Sekten. Wenn uns die Wirklichkeit nicht mehr gefällt, dann beten wir uns einfach eine andere herbei. Das hat im Mittelalter funktioniert, und das funktioniert noch heute. Das moderne Äquivalent ist das Elektroauto. Von diesen Dingern fahren derzeit 7.114 auf den deutschen Straßen herum. Das sind 0,2 Prozent aller zugelassenen Pkw. Die 30 Millionen Benziner und die 12,6 Millionen Dieselfahrzeuge machen zusammen 98 Prozent aus. In den ersten vier Monaten dieses Jahres wurden lächerliche 1.508 Elektroautos in Deutschland neu zugelassen – ein Großteil davon für Autohäuser und Pilotprojekte. Im Gesamtjahr sollen es laut Prognosen zwischen 3.500 und 4.000 sein.

In nur sieben Jahren allerdings sollen laut Angela Merkel eine Million Elektroautos auf unseren Straßen rollen. Das werden dann spektakuläre zwei Prozent der Pkw-Flotte sein. Wie erreichen wir dieses Ziel? Ganz einfach dadurch, daß nun jeden Monat über 11.000 Elektroautos neu zugelassen und die vorhandenen nicht den Geist aufgeben. Ist das realistisch? Nein. Stört das jemanden? Nicht wirklich. Am allerwenigsten Verkehrsminister Peter Ramsauer, der sich beim jüngsten Berliner E-Auto-Gipfel trotzig zum Ladenhüter Elektroauto bekannte und das ganze als eine Glaubenssache betrachtet. „Begeisterung“ sei nötig, dann „werden wir das auch schaffen“. Schuld an der ganzen Misere ist der Bürger, der nicht erkennen will, was gut für ihn ist. Kein Wunder: E-Autos sind doppelt so teuer wie normale, man kann damit keine 150 Kilometer fahren. Bergauf und mit Heizung ist es bestenfalls die Hälfte. Das Aufladen dauert Stunden, und den Wiederverkaufswert kann man vergessen. Es wird also noch viel Beten nötig sein, bis die Million erreicht ist. Und wenn nicht? Dann haben wir nicht stark genug geglaubt.

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