© JUNGE FREIHEIT Verlag GmbH & Co.  www.jungefreiheit.de  25/13 / 14. Juni 2013

Mutmaßliche Deichanschläge in Sachsen-Anhalt
Den Blödsinn ernst nehmen
Hinrich Rohbohm

Das Schreiben klingt absurd. Eine germanophobe Flut-Brigade, deren Ziel es sein soll, Deutschland unter den Wassermassen leiden zu lassen? Es fällt schwer, solchen Blödsinn ernst zu nehmen. Doch genau das tut der Krisenstab der Landesregierung Sachsen-Anhalts und auch das Landeskriminalamt hinsichtlich des am vergangenen Sonntag im Innenministerium eingegangenen Bekennerschreibens (siehe Seite 6). Zu Recht. Denn sollte es während der Flutkatastrophe zu Anschlägen auf Deiche kommen oder gekommen sein, sind Menschenleben in Gefahr. Wenn das Bekennerschreiben nicht bloß ein übler Scherz gewesen ist, spricht vieles dafür, daß es sich bei der „Flut-Brigade“ um eine antideutsch gesinnte Gruppe aus dem Antifa-Milieu handelt, deren Haß auf ihr eigenes Land ins Fanatische ausufert.

Auch das ist ernst zu nehmen, so blödsinnig das Geschriebene auch klingen mag. Medienvertreter müssen daher mögliche linksextreme Taten benennen und sie nicht mit Worten wie „Chaoten“, „Jugendliche“ oder „Unbekannte“ verschleiern. Die jüngsten Anschläge auf 20 Drogenfahnder in Berlin-Kreuzberg, die mit Molotowcocktails beworfen wurden, verdeutlichen das einmal mehr. Selbst die selten verlegene Berliner Boulevardzeitung B.Z. zog es vor, die Täter als „Chaoten“ und „Vermummte“ zu bezeichnen. Daß es sich um Linksextremisten handelte, erfährt der Leser hingegen nicht.

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