© JUNGE FREIHEIT Verlag GmbH & Co.  www.jungefreiheit.de  25/13 / 14. Juni 2013

„Erfreut Euch am Leid der Deutschen“
Flutkatastrophe: Linksextremisten rufen im Internet dazu auf, in den vom Hochwasser betroffenen Gebieten Deiche zu sabotieren
Hinrich Rohbohm

Macht mit! Reißt in unbeobachteten Abschnitten der Dämme die Sandsäcke ein und erfreut euch am ‘Leid’ der Deutschen!“ Mit diesen Worten ruft eine linksextreme Gruppierung zu Sabotageakten an Dämmen und Deichen auf. Und das, wo gerade erst Zehntausende durch die Flut in Deutschland ihr Hab und Gut verloren haben. Viele von ihnen sind noch immer ohne Strom, sind von der Trinkwasserversorgung abgeschnitten. Die Menschen rücken zusammen, helfen sich gegenseitig, um mit den Wassermassen fertig zu werden. Die antideutsch eingestellte Gruppe hat ihre eigene Antwort auf die die Katastrophe. Und die ist – sollte sie sich nicht noch als äußerst makabrer Scherz entlarven – ausgesprochen bizarr.

„Wir, die germanophobe Flut-Brigade, haben es uns zum Ziel gesetzt, Deutschland (oder Teile davon) unter den Wassermassen leiden zu lassen“, beginnt ein Bekennerschreiben, das am Wochenende auf der Seite der linksextremistischen Online-Plattform Indymedia stand. Für die Gruppe sei der Slogan „Deutschland in den Rücken fallen“ mehr als nur ein Lippenbekenntnis. Besonders häufig wird er auf Demonstrationen der Antifa-Szene benutzt. „Wir lassen Taten folgen“, heißt es in dem Schreiben weiter.

Die anonymen Verfasser behaupten, es handele sich keinesfalls um leere Worte. „Wir, die germanophobe Flut-Brigade, haben unsere Drohung in die Tat umgesetzt. Voller Vorfreude auf das kommende Drama haben wir einige Sandsack-Reihen bei Groß-Rosenburg eingerissen und erfreuen uns nun am darauf folgenden Schauspiel des scheiß- deutschen Opfermythos 2.0“, heißt es an anderer Stelle bei Indymedia.

Die offensichtlich extrem antideutsch eingestellte Gruppe habe es sich zur Aufgabe gemacht, die „von der scheiß-deutschen Volksgemeinschaft errichteten Dämme und Deiche soweit zu beschädigen, daß das Wasser endlich wieder die Städte fluten kann“. Die Germanophoben brüsten sich damit, den Elbe-Deich bei Susigke in Sachsen-Anhalt beschädigt, den Deich bei Großtreben-Zwethau im Landkreis Nordsachsen eingerissen und den Deich in Elbenau, einem Ortsteil der Stadt Schönebeck (Sachsen-Anhalt), an mehreren Stellen zerstört zu haben.

Im Krisenstab der Landesregierung von Sachsen-Anhalt ist der Vorfall bekannt. „Das Bekennerschreiben liegt neben mir“, bestätigte deren stellvertretende Pressesprecherin Pia Leson der JUNGEN FREIHEIT. Das Ministerium hatte es am vergangenen Samstag um 23.56 Uhr per Fax erhalten. Von einem schlechten Scherz geht die Krisenstableitung um Innenminister Holger Stahlknecht nicht aus, das Schreiben werde ernst genommen. Deichwachen wurden Patroillengängen eingesetzt, die Luftüberwachung verstärkt. Ansonsten gibt sich das Ministerium zugeknöpft, verweist auf laufende Ermittlungen des Landeskriminalamts. „Dafür haben wir absolut kein Verständnis, mir fehlen zu so etwas einfach die Worte“, sagt deren Pressesprecher Stefan Brodtrück. Der Staatsschutz habe inzwischen die Ermittlungen aufgenommen. Ob tatsächlich Anschläge verübt wurden, bleibt damit noch unklar.

Die Germanophoben wollen unterdessen in den kommenden Tagen weitere „Aktionen“ an Dämmen und Deichen durchführen, „um Magdeburg endlich das zu geben, was unsere Freunde aus England leider nicht beendet haben“. Eine Anspielung auf die Bombenangriffe der Royal Air Force gegen Ende des Zweiten Weltkriegs, bei denen große Teile der Stadt zerstört wurden. Auch warnt sie vor der Polizei: „Leute, ihr müßt echt aufpassen damit, die Cops sind vor allem seit heute extrem empfindlich, was das angeht. Es gibt genug unbeobachtete Abschnitte, die man in aller Seelenruhe sabotieren oder niederreißen kann, da muß mensch wirklich nicht ein größeres Risiko eingehen, wenn es eben auch einfach geht.“

Die Aufrufe tragen menschenverachtende Züge. „Wir haben keinerlei Mitleid mit irgendwelchen scheiß Deutschen, die an Herzattacken o.ä. gestorben sind.“ Und: „Wenn erstmal alle Deutschen abgesoffen sind, ist endlich genug Platz für wirklich hilfsbedürftige Menschen aus der ganzen Welt.“ Aufgrund der verstärkten Luftüberwachung will die Brigade nun ihr „Aufgabenfeld ein wenig verschieben“, Wassermassen gebe es ja nicht nur in Sachsen-Anhalt. Weitere Ziele würden nun nicht mehr veröffentlicht. „Zur Sicherheit der eigenen GenossInnen“, wie es in einem weiteren Indymedia-Beitrag heißt.

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