© JUNGE FREIHEIT Verlag GmbH & Co.  www.jungefreiheit.de  25/13 / 14. Juni 2013

Eine Preismeldestelle soll die Abzocke an der Tankstelle mildern
Ablenkungsmanöver
Jörg Fischer

Urlaubszeit ist Reisezeit – und knapp die Hälfte der Deutschen fährt mit dem Auto in die Ferien. Eine passende Gelegenheit für den ADAC, sich über die Spritpreise zu beklagen: „Rohöl billiger, der Euro stärker und doch steigen die Kraftstoffpreise – das paßt nicht zusammen“, beides müßte einen Preisrückgang bringen. „Der ADAC muß endlich lernen, daß nicht der Rohölpreis, sondern der Kraftstoffpreis am Rotterdamer Markt für die Tankstellenpreise maßgeblich ist“, kontert der US-Konzern Exxon Mobile, dessen Esso-Tankstellennetz zu den großen fünf in Deutschland gehört.

Ab August soll die Autofahrerabzocke ein Ende finden, dann startet die Spritpreismeldestelle des Bundeskartellamts. Zwar gibt es schon private Preisportale wie Clever-Tanken.de, doch künftig muß jede der knapp 14.500 Tankstellen in Deutschland ihre Preisänderung in Echtzeit übermitteln. Die Daten stehen dann den Autofahrern über ihre Mobiltelefone oder Navigationssysteme zur Verfügung. Das schafft Transparenz – und es erspart vielleicht den einen oder anderen Cent pro Liter. Doch die informationstechnische Meisterleistung lenkt – wie die Empörung des ADAC – von den zwei Hauptursachen der hohen Kraftstoffpreise ab: Steuerschraube und Euro-Krise.

Beim Superbenzin fließen 57 Prozent des Literpreises an den Fiskus, beim Diesel geht die Hälfte für Energie-, Öko- und Mehrwertsteuer drauf. Innerhalb von 25 Jahren haben sich die Spritpreise nominal verdreifacht. Bei etwa 75 bis 80 US-Cent notiert ein Liter Diesel auf dem Leitmarkt Rotterdam. Eine hypothetische neue D-Mark statt des Euro würde um 20 bis 30 Prozent aufwerten – und den Tankstellenpreis schlagartig um zehn bis 15 Prozent verbilligen.

In der Realität droht den deutschen Autofahrern hingegen neues Ungemach: die Autobahnmaut. Dabei fließen schon jetzt über 40 Milliarden Euro via Spritsteuern in den Bundeshaushalt – bei einem Verkehrsetat von lediglich elf Milliarden.

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