© JUNGE FREIHEIT Verlag GmbH & Co.  www.jungefreiheit.de  25/13 / 14. Juni 2013

Nachrichten ohne Obama
Das atemberaubende Comeback des konservativen Moderators Glenn Beck und seines Senders Blaze TV
Thorsten Brückner

Hier wohnt die Wahrheit, lautet das bescheidene Motto von Glenn Becks Internetsender The Blaze TV. Fast zwei Jahre ist es nun her seit Becks mehr oder weniger erzwungenem Abgang vom Nachrichtengiganten Fox News. „Das ist der Sender, den ihr baut“, wird Beck nicht müde seinem Publikum zuzurufen.

Tatsächlich ist der konservativ-libertäre Kanal Becks eine beispiellose Erfolgsgeschichte. Weit über 300.000 zahlende Abonnenten haben dem in Mount Vernon im Bundesstaat Wa- shington geborenen Beck mittlerweile sogar den Weg zurück ins Kabelnetz geebnet. Dish Network, der drittgrößte Anbieter des Landes, hat den Sender seit 2012 in sein Programm eingespeist. Seine eigene Lebensgeschichte verschafft Beck bei seinem Publikum die nötige Glaubwürdigkeit. Der 49jährige steht für alles, was Amerika groß gemacht hat: Eigenverantwortung, Glaube an Gott, Treue zur Verfassung sowie Erfolg ohne Hilfe der Regierung. Trotz Selbstmord von Mutter und Bruder, gescheiterter erster Ehe und langjähriger Alkoholabhängigkeit schaffte es Beck, der aus Geldmangel sein Studium schon nach dem ersten Semester abbrechen mußte, ein Medienimperium aufzubauen. „Ich werde nicht gehorchen“ ist dabei sein Leitmotiv gegen eine das Volk immer stärker bevormundende Regierung.

Bemerkenswert sind die Abonnentenzahlen schon deswegen, weil Beck keineswegs, wie seine Gegner ihm vorwerfen, seine politischen Kontrahenten mit Haß und Schmähungen überzieht, sondern sein Publikum ermuntert, mit dem Finger zuerst auf sich selbst zu zeigen: „Die Wahrheit ist, wir tragen einen Großteil der Schuld daran, daß es so weit gekommen ist. Selbst unsere eigenen Familien brechen zusammen, weil wir es vorgezogen haben, an Lügen zu glauben.“

Gleichzeitig ruft er sein Publikum auf: „Redet nicht über Rechte, laßt uns über Verantwortung reden.“ Dieser Verantwortung stellt sich Beck. Neben seiner täglichen einstündigen Sendung auf The Blaze hat der gläubige Mormone mit Mercury One eine Wohltätigkeitsorganisation gegründet, die wenige Stunden nach dem Tornado von Oklahoma bereits über eine Million Dollar an Spenden sammelte. Beck ließ es sich nicht nehmen, vor Ort mit anzupacken. Er folgt dabei seiner Überzeugung, daß wohltätiges Handeln nicht durch Umverteilungsmaßnahmen des Staates erzwungen werden kann, sondern das Resultat eines festen Glaubens ist.

Beck plant, The Blaze TV zu einem 24-Stunden-Programm auszubauen. Die Anzahl der Sendungen hat auf diesem Weg kontinuierlich zugenommen. Längst ist es nicht mehr Becks einstündige Show allein, die Zuschauer anzieht. Mit Real News bietet der Sender seinen Zuschauern eine ideologisch ungefärbte, ausgewogene Nachrichtenanalyse. Dafür gelang es Beck schon früh, die CNN-Analystin Amy Holmes zu gewinnen, die landesweit hohes Ansehen auch bei Liberalen genießt. Die Meinungsvielfalt in Real News spiegelt auch die Moderatorin Sarah Elisabeth Cupp wider, die nicht nur Ko-Moderatorin eines Programms beim linken Sender MSNBC ist, sondern erst kürzlich für Schlagzeilen sorgte, weil sie dem konservativen Kongreß CPAC fernblieb, um ein Zeichen gegen die ablehnende Haltung der Republikaner zur Homo-Ehe zu setzen.

Neben seiner Fernsehshow ist Beck weiterhin Moderator seines ebenfalls täglichen, dreistündigen Radioprogramms, daß er nach der Wahl im November zur Obama-freien Zone erklärte: Er wolle keine O-Töne mehr von jenem Typen (that guy) mehr auf seinem Sender hören. Dies brachte Beck die Kritik ein, er würde das Amt des Präsidenten nicht ausreichend achten.

Beck definiert seine Gegner nicht nach Parteizugehörigkeit. Alle Vorwürfe, er würde den Republikanern zuarbeiten, laufen ins Leere. „Es ist der Progressivismus, der ein Krebs in beiden Parteien ist, der unser Land transformieren möchte“ stellt Beck klar. „Unser Gegner ist eine außer Kontrolle geratene, stetig wachsende Regierung.“

Nicht nur sein soziales Engagement beweist, daß es Beck nicht in erster Linie um Ruhm und Profit, sondern um eine geistige Erneuerung Amerikas im Geiste der Gründerväter geht. Seine „Restoring“-Trilogie mit Kundgebungen in Washington, Jerusalem und Texas zog Hunderttausende Amerikaner an. Becks pathetische Fernsehappelle „Amerika, wir sind besser als das“ haben ihn zum inoffiziellen Sprachrohr eines Amerikas gemacht, das immer mehr zur Erkenntnis gelangt, zumindest in Washington über keine Stimme mehr zu verfügen.

Manchmal kann diese Euphorie jedoch auch zur Ausblendung der Realität beitragen. Wer sich vor den Präsidentschaftswahlen 2012 nur über The Blaze informiert hatte, mußte sich am Tag nach Obamas Wiederwahl die Augen reiben. Die Prognosen der Meinungsforschungsinstitute waren eben doch nicht so falsch, was manchen unkritischen Beck-Jünger schon einen Erdrutschsieg für Mitt Romney prognostizieren ließ.

The Blaze. Jahresabonnement 100 US-Dollar. www.theblaze.com

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