© JUNGE FREIHEIT Verlag GmbH & Co.  www.jungefreiheit.de  25/13 / 14. Juni 2013

Umwelt
Giftige Kinderjeans
Heiko Urbanzyk

Selten wird das Magazin Öko-Test derart deutlich: „So schlecht waren die Ergebnisse bei einem Öko-Test Jeans noch nie.“ Und das ausgerechnet bei Kinderkleidung. Von 20 Modellen bekam keines ein „sehr gut“ oder „gut“. Gerade einmal vier Hosen erhalten „befriedigend“, elf Modelle sind „ungenügend“. Die Gesamtnote summiert sich aus den Werten für Schadstoffe, Material und Arbeitsbedingungen in den Herstellerländern. „Ungewöhnlich und ärgerlich“ sei, daß mehr als die Hälfte der Hosen problematische Farbstoffe enthält. Darunter ist das krebsverdächtige Anilin. Wer billig kauft, ist selber schuld, könnten Markengläubige dazu einwenden. Doch Nobel- und Discountmarken schenken sich nichts.

Die Kultmarke Levi’s, die längt nicht mehr „Made in USA“ ist, liefert verbotene Farbstoffe mit – ebenso wie die Billigheimer Takko („Dopodopo“) und Ernsting’s Family („Topolino“). Zu Recht hagelt es Fünfen und Sechsen wie beim Deutschunterricht in sozialen Brennpunktschulen. Unproblematisch wäre der altbewährte Niethosenfarbstoff Indigo – aber dann könnten Eltern ihren Kindern keine künstlich auf alt getrimmten Vintage-Jeans bieten. Ob Eltern auf solche Trends wirklich Wert legten, wenn man sie an der Kasse über die Schadstoffe informierte? Und wem darf man noch glauben?

Die Jeans von Jako-O enthält unter anderem Anilin und kassiert dafür von Öko-Test ein „ungenügend“. Jako-O verspricht hingegen den Eltern im Frühjahrs-/Sommerkatalog 2013 auf Seite 39: „Hier geht’s ans Eingemachte in Sachen Gesundheit & Umweltschutz: Jedes Kleidungsstück wird intensiv auf Schadstoffe geprüft.“ Am besten schneiden die Jeans aus Biobaumwolle ab. Wer dazu noch faire Arbeitsbedingungen von der Plantage bis zur Nähfabrik erwartet, sollte auf das Global Organic Textile Standard-Zertifikat (GOTS) achten. Das Familienunternehmen C&A macht es bereits vor.

Versenden
  Ausdrucken Probeabo bestellen