© JUNGE FREIHEIT Verlag GmbH & Co.  www.jungefreiheit.de  26/13 / 21. Juni 2013

Leserbriefe

Zu: „Karlsruher Kapriolen“ von Michael Paulwitz, JF 25/13

Überfällige Gleichstellung

Endlich ist die längst überfällige Gleichstellung in Aussicht. Dies ist auch kein Angriff auf die traditionelle Ehe. Jeder kann nach wie vor eine traditionelle Ehe eingehen. Niemandem wird dadurch etwas weggenommen. Es ist doch gut, wenn zwei Menschen in Zukunft füreinander da sein wollen, egal ob hetero- oder homosexuell.

Michael Roediger, Düsseldorf

 

 

Zu: „Wenn das Volk aufsteht“ von Dieter Stein, JF 25/13

Es fehlt die schlechte Ernährung

Aus dieser Darstellung des 17. Juni 1953 und der Ereignisse zur Maueröffnung am 9. November 1989 spricht ein großer Glaube an den Freiheitsdrang und das Zusammengehörigkeitsgefühl des deutschen Volkes. Sicher ist es eine zuversichtlich stimmende Beschreibung, der anzuhängen ehrenvoll und lobenswert ist. Allerdings fußte die Erhebung am 17. Juni wesentlich auf dem Widerstand gegen die Erhöhung der Arbeitsnormen, mithin eine Lohnsenkung. 1989 war es vor allem der virulent gewordene Kontrast realwirtschaftlicher Lebensverhältnisse zwischen Ost- und Westdeutschland, verbunden mit einem politischen Schlupfloch Ungarn. Einem Aphorismus Nicolás Gómez Dávilas zufolge empört sich das Volk nie gegen den Despotismus, sondern gegen die schlechte Ernährung.

Stephan Wupper, München

 

Demos ist der falsche Adressat

Wenn über Mißstände in unserem Lande gesprochen oder geschrieben wird, richten sich die Kritiken fast ausschließlich an die etablierten politischen Parteien. Derjenige aber, der durch seine Wahlentscheidung sowohl den Parteien als auch den von ihnen abhängigen Kandidaten erst die Möglichkeit verschafft, diese Mißstände herbeizuführen, ist der „Souverän“ (Wähler). Er steht außerhalb jeglicher Kritik. Dabei ist es meines Erachtens die Mehrheit der Wähler, die indirekt für die desolaten Zustände in unserem Land verantwortlich ist.

Wie ist es nur möglich, daß gerade die politischen Parteien und Protagonisten, die sowohl dem Land wie dem Volk seit Jahrzehnten deutlich mehr Schaden als Nutzen zugefügt haben (Abschaffung der D-Mark, Abtretung von Hoheitsrechten an die EU, Vertrags- und Verfassungsbrüche und unbegrenzte Transferzahlungen im Zuge der „Euro-Rettung“), bis heute die größte Zustimmung erhalten? Damit werden sie von den Wählern ja noch ermuntert, die Auflösung unseres Nationalstaates und seine Eingliederung in eine demokratisch nicht legitimierte Europäische Union weiter voranzutreiben.

Der russische Dichter Dostojewski sagte einst: „Demokratie ist der Sieg der Zahl über die Vernunft.“ Beruhen also die Entscheidungen der großen Mehrheit der Wähler auf einem Mangel an Vernunft oder ist es ein Mangel an politischer Reife?

Reinhard Brieger, Kellinghusen

 

 

Zu: Parteien, Verbände, Personen – Rainer Wendt, JF 25/13

Alles für den Großen Bruder

Mit 35 Dienstjahren im öffentlichen Dienst (in Uniform) werde ich mich wohl als loyalen und treuen Staatsbürger bezeichnen dürfen. Und nun lese ich die Forderung des Vorsitzenden der Deutschen Polizeigewerkschaft, Rainer Wendt, nach „lückenloser Überwachung“, sprich schrankenloser Bespitzelung der Bürger. Da kann ich nur sagen: „Grüß Gott, Orwell ‘1984’“! Daß flächendeckend auf Telefon, E-Mail und Internet jedes unbescholtenen Deutschen zugegriffen werden kann, ist offenbar gefälligst in Kauf zu nehmen.

Kann es da noch hingenommen werden, daß manche Bürger immer noch Briefe auf Papier schreiben und diese unkontrolliert an einen Empfänger versenden? Diese Vorstellung müßte doch bei jedem Schlapphut zur Schnappatmung führen! Dieses ungezügelte private Briefeschreiben sollte daher schleunigst verboten werden. Zumindest aber wäre eine Kopie bei der nächsten Polizeidienststelle abzugeben. Und damit auch die letzten Überwachungslücken geschlossen werden können, müssen wir uns wohl auf Audio- und Videoüberwachung in Haus und Wohnung einstellen. Kann doch nicht sein, daß im Schlafzimmer oder im Häusl (bayerisch für WC) der Große Bruder ausgesperrt bleibt.

Hans Daxer, Marquartstein

 

 

Zur Meldung: „Schweizer stimmen für verschärftes Asylrecht“, JF 25/13

Von den Eidgenossen lernen

Prima! Und was lernen wir daraus? Daß Millionen deutscher Renter, darunter noch Hunderttausende sogenannter „Trümmerfrauen“, die nach dem Krieg dieses völlig zerstörte Land mit bloßen Händen wieder aufgebaut haben, heute zum Dank weniger monatliches Geld erhalten als jene – als „Asylanten“ getarnten – Wirtschaftsflüchtlinge, so etwa die Sinti und Roma aus Rumänien. Das wäre ein klassisches Beispiel zum Thema der vielbeschworenen „sozialen Gerechtigkeit“ für unsere daueraufgeregten Dunkelroten! Leider versagt hier deren heuchlerisches „Kümmern“ auf der ganzen Linie.

Dr. med. Jörg Mutschler, Naila

 

 

Zu: „Gegen die ‘rechten Kräfte’“ von Christian Schreiber, JF 25/13

Nigel Farage behält doch recht

Kürzlich erschien hier ein bemerkenswertes Interview mit dem Briten Nigel Farage, in dem er erklärte: „Die EU ist nicht undemokratisch, sie ist antidemokratisch“. Ich fand diese Bemerkung überzogen. Nun wurde ich durch höchste EU-Vertreter, Martin Schulz und Cecilia Malmström, eines Besseren belehrt.

Dr. Edgar Umlauf, Garching

 

 

Zum Leserbrief: „Den Wahrsagerbetrieb schließen“ von Dr. Antonin Kučera, JF 25/13

Wer geht als nächster baden?

Ihr Leser aus Taunusstein mag die weltweite Erwärmung als Ausgeburt eines „Wahrsagervereins“ abtun, bis das Hochwasser in seinen Keller läuft. Ob er auch die Munich Re, vormals Münchner Rückversicherung, zu den „Klimahysterikern“ zählt? Nach deren jüngster Aufstellung haben die Einbrüche der Natur von 1980 bis 2012 ständig zugenommen.Mal sehen, wer demnächst baden geht!

Volker Wittmann, Gauting

 

 

Zu: „Wir stehen zusammen“ von Dieter Stein, JF 24/13

Und das alles ohne Kopftuch

Sehr richtig: In der Not rücken die „Landsleute“ zusammen. Wo aber waren die Millionen arbeitsloser Ausländer, die von unserem Geld leben? Kein einziges Kopftuch war zu sehen. Haben diese Mitmenschen nur Hände, um Wohltaten von uns zu empfangen, aber nicht, um auch für uns etwas zu leisten?

Werner Wegmann, Ludwigshafen

 

 

Zu: „Entwürdigend“ von Thorsten Hinz, JF 24/13

Freibrief für weitere Kriminalität

Daß 57 Millionen Euro, die ein JCC-Mitarbeiter unterschlagen hat, erneut vom deutschen Steuerzahler eingefordert werden, ist nicht nur entwürdigend und empörend, sondern auch völlig kontraproduktiv, weil ein Freibrief für weitere kriminelle Machenschaften dieser Art.

Dr. Ursula Schneider, Bendorf

 

Frage an das Finanzministerium

Hier stellen sich nun zwei Fragen: Was sagt der Bund der Steuerzahler dazu? Und: Was sagt das Bundesministerium der Finanzen zu dieser Verschleuderung von Steuergeldern?

Albrecht von Kalm, Unkel

 

 

Zu: „Handeln Sie in unserem Interesse“ von Ronald Gläser, JF 24/13

Zwangsgebühren-Zahler

Ihr Autor spricht Millionen Zwangsgebühren-Zahlern aus dem Herzen. Eine schlimmere Geldverschwendung und Verbonzung wie bei ARD und ZDF ist kaum vorstellbar. Außerdem entwickeln sich die öffentlich-rechtlichen Sender zunehmend zu Unterschichten-Medien, wie etwa die vielen Krimis zeigen. Gute Filme hingegen werden zu nachtschlafender Zeit gesendet. ARD und ZDF sollten endlich zusammengelegt und die Zwangsgebühren drastisch gesenkt werden. Werbung hat bei dem gebührenfinanzierten Fernsehen nichts zu suchen.

Kurt Fiebich, Düsseldorf

 

 

Zu: „Der mit Rußland brach“ von Klemens Weigel, JF 24/13

Unabhängiger Denker

Die Unabhängigkeit seines Denkens zeichnet den Professor Hans Fenske aus. Die Aufforderung Immanuel Kants, nicht dem Herdentrieb, sondern dem eigenen Urteil zu folgen, war ihm stets ein persönliches Anliegen. All seinen Veröffentlichungen merkt man diese Einstellung an. Das ist in der heutigen deutschen Geschichtswissenschaft nicht oft anzutreffen.

Auch sein Aufsatz über Geheimrat Holstein belegt diese Unabhängigkeit des Denkens. Daß Bismarck einen so unabhängig denkenden Beamten, wie es Holstein war, neben sich über lange Jahre geduldet hat, bleibt eine kaum zu lösende Frage. Dazu gehört auch die Nichterneuerung des Vertrages mit Rußland. Daß Holstein hieran eine gewisse Mitverantwortung trägt, dürfte heute nicht mehr zu bestreiten sein.

Auf der anderen Seite wird die russische Bereitschaft, den Vertrag zu verlängern, in der deutschen Literatur so gut wie nie behandelt. So hat der bekannte amerikanische Diplomat George F. Kennan in seinem Buch „The Decline of Bismarck’s European Order“, New Jersey 1979, mit überzeugenden Quellenangaben darauf hingewiesen, daß in der russischen Führungsschicht keine Bereitschaft mehr bestand, mit Deutschland weiterhin in guten freundschaftlichen Verbindungen zu stehen. Der russische Außenminister, Nikolaj Karlowitsch Giers, war krank und hatte keine Durchsetzungskraft mehr. Er war vielleicht der einzige, der die Verlängerung dieses Vertrages befürwortet hätte. Vielleicht hat er sie sogar befürwortet. Aber die inzwischen einflußreicher gewordenen Kräfte um den Zaren wollten eine solche Verlängerung nicht.

Es ist daher müßig, ständig nach dem deutschen Anteil an der Schuld für die Nichtverlängerung zu forschen. Kennan, der fließend russisch sprach, hat diese Frage überzeugend beschrieben. Es ist wirklich zu bedauern, daß sich die deutsche Historiographie zu wenig über die russische Seite dieser Verträge äußert.

Ehrhardt Bödecker, Berlin

 

Geheimer Gesichtspunkt

Bei diesen Betrachtungen fehlt meines Erachtens ein ganz wesentlicher Gesichtspunkt. Der Rückversicherungsvertrag von 1887 mit Rußland war ein Geheimvertrag, von dem Österreich-Ungarn nicht in Kenntnis gesetzt war. Die Spannungen zwischen Rußland und Österreich aber waren seit dem Krimkrieg erheblich. Ob sich dieses Abkommen auf die Dauer hätte geheimhalten lassen, ist fraglich. Österreich als Bundesgenossen zu verlieren hätte sich Deutschland nicht leisten können.

Friedrich Carl Albrecht, Burgdorf-Ehlershausen

 

 

Zu: „Stockholm ist überall“ von Michael Paulwitz, JF 23/13

An Majestätsverbrechen erinnert

Wir, die wir das Ende des Zweiten Weltkriegs in den Großstädten miterlebt und überlebt haben, spüren noch immer das tiefe Gefühl der Dankbarkeit, das alles überlebt zu haben. Nun aber wird Europa von Menschen überschwemmt, die angeblich schwer traumatisiert, Vergleichbares oder Schlimmeres überlebt haben und sich glücklich schätzen müßten, in die Hände guter Mächte gelangt und somit gerettet zu sein. Aber warum greifen sie dann ihre Gastgeber an?

Aus den „Einsichten des Alten Fritz“ wissen wir, daß Undank „das abscheulichste Laster von allen, das schwärzeste, das gemeinste“ ist. Der Undankbare „begeht ein Majestätsverbrechen gegen die menschliche Gesellschaft, weil er alle Freuden der Freundschaft verdirbt“.

Winfried Büttner, Bosbüll

 

 

Zu: „Pankraz, T. von Aquin und die frommen Kannibalen“, JF 23/13

Phänomenologie verfehlt

Mit welch unverständiger Wucht Pankraz gegen das Fronleichnamsfest schreibt, bewirkt bei mir evangelischem Theologen Kopfschütteln und Ablehnung – trotz seiner Eingangsbeteuerung, er wolle keinem Gläubigen zu nahe treten!

Seit Edmund Husserl und seiner phänomenologischen Methode werden religiöse Phänomene nicht von einem vermeintlich überlegenen, aufgeklärten Standpunkt von außen aus interpretiert, sondern danach, wie sie sich intern verstehen: Maßgeblich ist, was die katholische Kirche heute und seit Jahrhunderten zu Fronleichnam sagt, nicht böse Anekdoten aus ferner Vergangenheit. Die wirken so intelligent, wie wenn man einem Christen von heute mit Verweis auf ehemalige Hexenverbrennungen die Absurdität seiner religiösen Einstellung beweisen will.

Hans-Georg Gleditsch, Bad Salzuflen

 

 

Zu: „Höchster Tröster in der Zeit“ von Richard Baumann, JF 21/13

Falsche Heilsversprechen

Die hier angemahnte Besinnung auf Pfingsten verweist eingangs auf den kläglichen Zustand, der bereits in der JF 18/13 („Eine Kirche auf Abruf“) thematisiert wurde und der der geforderten Einkehr im Glauben entgegensteht. Es ist die geistlich-theologische Situation der evangelischen Landeskirchen, die ich als Mitglied der Evangelisch-Lutherischen Landeskirche in Bayern leider nur zu gut kenne. Ein entscheidender Grund hierfür dürfte die Personalpolitik der Landeskirchen sein. Deren Führungspersönlichkeiten sind oftmals ideologisch geprägt und entsprechend sozialistisch oder zumindest links beheimatet. Dies zeigt sich etwa bei den Namen Huber, Käßmann, Schneider, Bedford-Strohm oder Göring-Eckardt. Es wäre nur folgerichtig und ehrlich, wenn sich meine Kirche in „Evangelisch-Sozialistische Landeskirche in Bayern“ umbenennen würde.

Dr.-Ing. Dietmar Briesemann, Bamberg

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