© JUNGE FREIHEIT Verlag GmbH & Co.  www.jungefreiheit.de  27/13 / 28. Juni 2013

Familie und Naturrecht
Du sollst Vater und Mutter ehren
Wolfgang Ockenfels

Auch wenn bei der Erziehung der Kinder sehr oft die Mütter die Hosen anhaben – schon weil sich viele Väter davonschleichen –, bleibt es beim Erziehungsrecht „der Eltern“. Dieses Naturrecht der Eltern und sogar die „zuvörderst ihnen obliegende Pflicht“ ist in Artikel 6 unseres Grundgesetzes klipp und klar geregelt.

Man wird wohl noch das Grundgesetz zitieren dürfen, ohne als Verfassungsfeind verdächtigt zu werden. Aber man ist es inzwischen leid, diesen und andere Artikel ihrem Wortlaut nach aufzuführen und ihren ursprünglichen Wortsinn zu ergründen.

Denn Journalisten, Politiker und Juristen sind kaum mehr an dieser Naturordnung interessiert. Wenn sie geltende Rechtsnormen bis zur Unkennt-lichkeit interpretieren, wollen sie sie der „Lebenswirklichkeit“ anpassen – statt umgekehrt. Und um Rechtfertigung gefragt, antworten sie meist mit der hinterhältigen Gegenfrage: Warum eigentlich nicht? Darauf fällt den meisten Konservativen nicht viel ein. Und für die absehbaren Folgen der Entwertung von Ehe und familiärer Erziehung werden andere später eintreten müssen.

Was ist nun mit den staatlich der Ehe „gleichgestellten“ Homosexuellen, denen ein „Ehegattensplitting“ eingeräumt wird? Wenn sie einen Kinderwunsch äußern, obwohl sie von Natur aus keine eigenen Kinder zur Welt bringen können, hoffen sie wohl auf staatliche Stütze. Nach dem Wohl der Kinder fragt kaum einer mehr. Hier wird durch staatliche Prämierung jene Naturordnung durcheinandergewirbelt, die das Verhältnis der Geschlechter und die pädagogische Rolle von Vater und Mutter reguliert.

Gemäß der Schöpfungsordnung sind es die Frauen, die ein Gebärmonopol haben: also ein naturgegebenes Privileg, das die Männer nicht dis-kriminiert. Aber warum können eigentlich Männer oder Frauen allein keine eigenen Kinder bekommen? Das ist eine Gerechtigkeitsfrage, die sich wohl nur schöpfungstheologisch beantworten läßt. Also von einem Gott her, den man nicht als Gewährsmann für Gender-Ideologie und Gleichheitswahn in Anspruch nehmen kann, wenn man seine Zehn Gebote anerkennt. Das vierte Gebot lautet: Du sollst Vater und Mutter ehren. Nicht zufällig wollen Kinder ihre eigenen Eltern kennenlernen, denen sie ihre Existenz zu verdanken haben.

Prof. Dr. Wolfgang Ockenfels ist Publizist und Professor für christliche Sozialethik an der Theologischen Fakultät Trier.

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