© JUNGE FREIHEIT Verlag GmbH & Co.  www.jungefreiheit.de  27/13 / 28. Juni 2013

Grüße aus Rom
Mode rettet Monumente
Paola Bernardi

Egal, wie oft ich schon davor stand, eingereiht in dem Touristenstrom, der unablässig auf diese kleine Piazza von Rom strömt. Die Wucht und Schönheit dieses Meisterwerks läßt einfach immer wieder nur staunen und verstummen: Fontana di Trevi, der schönste Brunnen Roms, ist ein gigantisches barockes Wunderwerk.

Eine Kaskade von Flußgöttern, Nymphen, Pferden und Tritonen versammelt sich an der Rückfront des Kardinalpalastes Poli; und das Wasser stürzt dramatisch aus den Felsen herab in das Becken. Dieser größte Barockbrunnen Roms wurde von Nicola Salvi (1697–1751) im Auftrag von Papst Clemens VII. geschaffen. Schon von weitem sollte man das Meeresrauschen hören und man hört es auch heute noch – mag auch der Lärm der Verkäufer, die wie auf einem Basar die Straßen rundherum bevölkern, noch so laut sein.

Alle Besucher des Brunens wollen wiederkommen, wie es die Legende verspricht.

Doch nun bröckelt das Monument. Der Zahn der Zeit nagt auch an diesem Meisterwerk. Erste Stücke fielen schon herunter. Und das italienische Kulturministerium hat kein Geld. Italien, das Bel Paese, führt die Rangliste der Länder mit den meisten Unesco-Welterbe-stätten an. Doch nun rettet Italiens Mode die Kunst: Das Modehaus Fendi kündigte an, 2,5 Millionen Euro für die Sanierung der Fontana di Trevi zur Verfügung zu stellen. Das Projekt „Fendi for Fountains“ schließt auch die Renovierung von vier weiteren kleinen Brunnen ein.

Während ich in der römischen Hitze auf die herabströmenden Wasserfälle starre, um symbolisch Kühlung zu erlangen, ertönt plötzlich der alte Ohrwurm „Three coins in the fountain“. Zwei amerikanische Studenten musizieren. Alles wird still. Es scheint, als befände man sich auf einer Zeitreise.

Die Erinnerungen an den Film „La dolce vita“ sind plötzlich wieder präsent. Als Anita Ekberg in ihrem schulterfreien schwarzen Abendkleid ihrem Partner Marcello Mastroianni die Arme entgegenstreckt. Federico Fellini war es, der 1959 dieses Meisterwerk der Filmgeschichte drehte. Er ist längst tot, und als Mastroianni 1996 in Paris starb, da trauerte und schluchzte Rom über den Verlust dieses großen Schauspielers auf eigene Weise: Der Trevi-Brunnen wurde verhüllt, und weiße Rosen schwammen im Becken. Nur die Schwedin Ekberg lebt noch in der Nähe von Rom.

Das Lied ist beendet. Doch die Touristen werfen wie im Traum nun ihre Münzen über die Schulter in den Brunnen. Alle wollen wiederkommen, wie es die Legende verspricht.

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