© JUNGE FREIHEIT Verlag GmbH & Co.  www.jungefreiheit.de  27/13 / 28. Juni 2013

Geburtswehen einer „Söldnertruppe“
Österreich: Während das Team Stronach in Niederösterreich und Tirol mit Personalturbulenzen zu kämpfen hat, versucht es sich in Salzburg als Regierungspartei
Reinhard Liesing

Entnervt warf Ernest Gabmann jr. das Handtuch. Frank Stronach könne zwar laut Statuten „machen, was er wolle“. Dennoch sollte er „nichts von oben herab verordnen“, erklärte der kurzeitige Parteichef des Teams Stronach in Niederösterreich und trat Anfang Mai zurück.

Kein Einzelfall in der Partei des au-strokanadischen Milliardärs Stronach, die bei der Landtagswahl im März aus dem Stand 9,8 Prozent errang und mit fünf Abgeordneten im Landtag vertreten ist. Personalrochaden bestimmen die Schlagzeilen. Ursprünglich sollte Karin Prokop, Tochter der verstorbenen Ex-Innenministerin Liese Prokop (ÖVP), die Landesgruppe aufbauen. Doch Stronach erkor Gabmann als Statthalter in St. Pölten. Der Sohn des gleichnamigen Ex-Landesrats der ÖVP sollte auch Fraktionschef werden, wurde es dann aber doch nicht, weil es Frank Stronach nicht so wollte. Walter Laki, den man in der Landespartei nicht allzusehr mochte, schaffte es nach Stronachs Machtwort zum Fraktionschef.

Vergangene Woche nahm auch Laki den Hut. Er hatte im Gegensatz zu seinen vier Parteikollegen verkündet, das Landesbudget abzulehnen. Kurzerhand  setzten sie den ehamaligen Rechnungshofbeamten ab. Als Nachfolger stand Gabmann jr. parat. „Stronachs Söldnertruppe zerbricht immer mehr“, jubilierte der Sprecher des Bündnis Zukunft Österreich (BZÖ), Rainer Widmann.

Seit der Gründung des Teams Stronach im September 2012 herrscht in den Landesorganisationen ein Kommen und Gehen an der Parteispitze. In Tirol führten Führungsstreitigkeiten sogar dazu, daß Stronachs Team den Einzug in den Landtag verfehlte. Frank, wie ihn alle nennen, ließ daraufhin den Landesgeschäftsführer ablösen. Der neue Tiroler Parteivorsitzende, Walter Jenewein, schloß acht Personen per Einschreiben aus. Ihnen wird „parteischädigendes Verhalten“ vorgeworfen. Sie hätten vor der Wahl mit ihrem Aufruf, die offizielle Landesliste mit Spitzenkandidat Mayr nicht zu wählen, dem Team „groben Schaden zugefügt“. Alle Bezirksvorsitzende stünden hinter der Entscheidung, die Ausschlüsse seien einstimmig beschlossen, die Entscheidung in Absprache mit Frank Stronach getroffen worden. „Nun hat alles wieder seine Ordnung“, sagte Jenewein.

Es gibt auch Bundesländer, in denen es für Stronach ganz gut läuft. In Kärnten ist – dank des alten SPÖ-Haudegens Gerhard Köfer, der übertrat –  ein geräuschloser Start gelungen. Vor allem in Salzburg zeigt sich die Stronachpartei regierungskompatibel. Hier steht die erste Koalition, deren Couleur – schwarz-grün-gelb – gänzlich von den bisher in Österreich gängigen Farbmustern abweicht. ÖVP, Grüne und das Team Stronach haben dort vergangene Woche eine Regierung gebildet.

„Nun wurde die Machtaufteilung vollzogen und das besiegelt, was bereits vor der Wahl feststand“, erklärte der FPÖ-Landesvorsitzende Karl Schnell, während der FPÖ-Vorsitzende Heinz-Christian Strache im Gespräch mit den Oberösterreichischen Nachrichten die Stronachpartei – neben den Grünen – als „billigen Jakob“ und „Mehrheitsbeschaffer“ für das „rot-schwarze System“ in Österreich charakterisierte.

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