© JUNGE FREIHEIT Verlag GmbH & Co.  www.jungefreiheit.de  27/13 / 28. Juni 2013

Zeitschriftenkritik: G/Geschichte
Entdecker verändern unser Weltbild
Werner Olles

Dem Massentourismus haben wir es zu verdanken, daß eine Safari in Kenia, eine Rundreise durch Indien oder eine Kreuzfahrt auf dem Amazonas heute für fast jedermann möglich ist. Doch nachdem das Heer der Touristen so gut wie jeden Winkel der Erde erobert hat, „ist die Ferne zum Fastfood verkommen“, schreibt Klaus Hillingmeier in seinem Editorial der aktuellen Ausgabe (Juli, 7/13) der Zeitschrift G/Geschichte (Untertitel: „Menschen – Ereignisse – Epochen“). Daß dies einmal völlig anders war, kommt manchen Zeitgenossen, die Reisen wie Lebensmittel konsumieren, kaum noch in den Sinn.

Tatsächlich waren es die großen wissenschaftlichen Expeditionen und legendären Seefahrten, die von Abenteuerlust, Wagemut und Forschungsdrang getriebenen Entdeckern wie dem zweimaligen Weltumsegler James Cook, dem Südamerika-Vermesser Alexander von Humboldt, Admiral John Franklin oder Louis Antoine de Bougainville unternommen wurden, die unser Weltbild veränderten.

Unter der Überschrift „Aufbruch ins Unbekannte“ befaßt sich das Schwerpunktthema mit diesen Abenteurern und Entdeckern, zu denen auch Frauen wie die Wienerin Ida Pfeiffer gehörten, die sich allein unter die Kopfjäger Borneos wagte, oder die Niederländerin Alexandrine Tinné, die es mit den Gefahren der Sahara aufnahm und von einem Targi ermordet wurde. Auch die Seefahrer James Cook und John Franklin überlebten ihre Expeditionen nicht; der eine wurde im paradiesischen Hawaii erschlagen, der andere starb unter ungeklärten Umständen in der Arktis.

Doch warum nahmen sie all diese enormen Risiken und gewaltigen Strapazen auf sich bei ihrer Suche nach einer unbekannten Küste, einem neuen Seeweg, den schneegekrönten Vulkanen Südamerikas oder einem Fluß irgendwo im afrikanischen Urwald? War es nur Unrast oder ahnten sie vielmehr, daß ihre Seele nur Freiheit atmen konnte, indem sie zu neuen Ufern aufbrach? Die Entdecker waren höchst unterschiedliche Charaktertypen. Es gab Idealisten, Gesellschaftslieblinge, Menschenfreunde, Besserwisser und Zyniker unter ihnen. Doch gemeinsam war allen, daß sie offen waren für die Wunder einer Welt voller Rätsel und Gefahren. Um ihre Ziele zu erreichen, bewiesen sie ungewöhnlichen Mut und persönliche Opferbereitschaft.

Der Beitrag „Weltenbrand im Land der Morgenstille“ berichtet über den Koreakrieg 1950 bis 1953, einem der härtesten Bürgerkriege des 20. Jahrhunderts. Er war der erste militärische Konflikt in der Epoche des „Kalten Krieges“, kostete Millionen von Opfern, teilte Korea in zwei Hälften und brachte die Welt an den Rand eines Atomkrieges. Da ein Friedensvertrag zwischen Nord- und Südkorea in sechs Jahrzehnten nicht abgeschlossen werden konnte, gibt es bis heute nur einen fragilen Waffenstillstand. Gefangen in einer Endlosschleife aus Provokation und Reaktion, lösen sich zwischen den beiden Staaten und den USA, der Schutzmacht des Südens, Annäherungen regelmäßig mit militärischen Drohungen ab.

Kontakt: Bayard Media GmbH, Bö-heimstr. 8, 86153 Augsburg. Das Einzelheft kostet 4,70 Euro, ein Jahresabo 56,40 Euro. www.g-geschichte.de

Versenden
  Ausdrucken Probeabo bestellen