© JUNGE FREIHEIT Verlag GmbH & Co.  www.jungefreiheit.de  28/13 / 05. Juli 2013

Protest an der Bushaltestelle
Dresden: Der konservative Publizist Felix Menzel hat ein Zentrum für Jugend, Identität und Kultur eröffnet
Henning Hoffgaard

So viel Aufregung erleben die Bewohner des vornehmen Dresdener Stadtteils Weißer Hirsch selten. An der Bushaltestelle stehen etwa 50 Linksextremisten und machen ihrem Unmut Luft. Von „Rassismus“ ist die Rede, von „Rechtspopulismus“ und „Rechtsextremismus“. So richtig an Fahrt gewinnt die Demonstration am Montag allerdings nicht. Die meisten Protestler tragen Schwarz. Keine sonderlich gute Idee bei fast 30 Grad. Viele stehen gelangweilt am Straßenrand und bleiben Fremdkörper in einem Villenviertel. Nach knapp einer Stunde ziehen die Linken ab. Ein paar Flugblätter wurden verteilt und etwas Musik gemacht. Die Polizei muß nicht eingreifen. Ruhe kehrt ein.

Ein paar Straßen weiter sitzt der Grund für die Demonstration. Felix Menzel, 27 Jahre alt, und Gründer der konservativen Jugendzeitschrift Blaue Narzisse. Anfeindungen aus dem linken Milieu kennt er seit Jahren und bleibt deswegen gelassen. „Jeder hat das Recht zu demonstrieren“, sagt er. Wenn er mit seiner publizistischen Arbeit keinen Widerspruch erregen würde, hätte er etwas falsch gemacht. Knapp 64 Quadratmeter hat er für seinen gemeinnützigen „Verein Journalismus und Jugendkultur“ in einem Keller angemietet. Der Weg dorthin ist nicht einfach zu finden. Eine Querstraße hier, eine Nebenstraße dort. Am Eingang des Hauses findet sich noch kein Hinweis auf das „Zentrum für Jugend, Identität und Kultur“, das Menzel hier einrichten will. Drei kleine Büros, eine Küche und ein Seminarraum für zehn Personen. Es ist ein Anfang. Vieles wirkt noch provisorisch. An den Wänden hängen die neuesten Ausgaben der Blauen Narzisse. Die Fenster sind winzig, die Luft angenehm kühl.

Menzel hat viel vor. „Wir wollen einen Raum für Debatten schaffen“, sagt er nachdenklich. Der Schwerpunkt soll auf Europa liegen. Die EU sei gescheitert, der Euro auch und die Zeit der Appelle Richtung Berlin längst vorbei. Zielgruppe seien vor allem Studenten. Die ersten vier Blockseminare tragen die Titel „Politischer Aktivismus“, „Journalismus und Publizistik“, „Ideen – aber kein Geld“ und „Regionale Initiativen“. Daneben soll es Kurse zu Literatur und geisteswissenschaftlichen Themen geben. Das Zentrum sieht Menzel als Teil einer übergeordneten europäischen Jugendbewegung. „Mit der Identitären Bewegung haben wir strukturell aber nichts zu tun“, betont Menzel. Zwar begleite er die aus Frankreich stammende Jugendbewegung, die sich vor allem den Erhalt der europäischen Identität auf die Fahnen geschrieben hat, wohlwollend, dennoch gehe es um mehr als nur Identität. Um etwas Werbung zu machen, plant Menzel noch in diesem Jahr eine kleine Veranstaltungstour durch einige Universitätsstädte.

Besonders die Finanzierung bereitet ihm Sorgen. „Wir brauchen etwa 30.000 Euro im Jahr.“ Die sollen zum größeren Teil durch Spenden und zum kleineren Teil aus Seminargebühren kommen. Die Eröffnung ist wenig spektakulär. Etwa 20 Personen sind gekommen. Die meisten sind unter 30. Auch zwei Nachbarn sind da. Sie fühlen sich etwas fremd am Platz und erzählen, wie sie einige Tage zuvor Besuch von der Polizei bekamen. Menzel führt das Paar durch die Räume, erklärt, diskutiert und beißt auf Granit. Es wird über Sarrazin diskutiert und über die gescheiterte Integration. Von einer Islamisierung will der Besuch nichts wissen, er spricht über die Kreuzzüge. Die beiden haben sich informiert. „Wie rechts seid ihr?“ fragt die Frau. „Das Etikett hängt man uns an“, antwortet Menzel. Ruhig erzählt er von dem Projekt, von den geplanten Veranstaltungen und lädt das Pärchen ein, sich ruhig mal ein paar Bücher auszuleihen. Angst haben die Nachbarn vor allem davor, daß die Linken bald nicht mehr an der Bushaltestelle stehen, sondern vor ihrem Haus.

www.blauenarzisse.de

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