© JUNGE FREIHEIT Verlag GmbH & Co.  www.jungefreiheit.de  28/13 / 05. Juli 2013

Zeitschriftenkritik: Pro
Regelschule statt Förderunterricht
Werner Olles

Seit 2009 gilt die Behindertenrechtskonvention der Vereinten Nationen in Deutschland. Für die Bildungspolitik bedeutet dies, daß Kinder mit körperlichen und geistigen Behinderungen, aber auch stark verhaltensauffällige Schüler in den Regelschulunterricht integriert werden. Schul- und Bildungssystem stehen damit vor immensen Herausforderungen, denn bislang wurden lernbehinderte Kinder an speziell auf sie eingestellten Förderschulen unterrichtet.

Die Umsetzung der sogenannten Bildungsinklu-sion verläuft jedoch schleppend, weil umfassende pädagogische Konzepte fehlen, Schüler und Lehrer unter knappen Kassen leiden und zudem viele Pädagogen und Eltern die Inklusion durchaus kritisch sehen. Was also zunächst recht gut klingt, birgt zahlreiche Probleme. Vor allem die Förderschulen bangen derzeit um ihr Weiterbestehen. Sonderpädagogen, die sowohl an Regel- als auch an Förderschulen unterrichten, halten die Inklusion zwar für eine gute Idee, finden aber, daß es Kinder gibt, die die Förderschule brauchen.

Das zweimonatlich erscheinende christliche Medienmagazin Pro befaßt sich in seiner aktuellen Ausgabe (3/2013) als Schwerpunkt mit dem Thema „Bildungsillusion“ und fragt „Warum Inklusion an der Realität scheitert?“ In mehreren Beiträgen untersuchen die Redakteure das Für und Wider, benennen Hindernisse und verteilen Lob und Kritik. Angesichts leerer Kassen und einer schizophrenen Bildungspolitik sehen sie nur wenig Willen zur Inklusion und halten daher das alte System mit guten Förderschulen für sinnvoller. Dem widerspricht beispielsweise der CDU-Politiker Hubert Hüppe, Beauftragter der Bundesregierung für die Belange von Menschen mit Behinderungen und überzeugter Lebensschützer, vehement. Für ihn bedeutet Inklusion, „daß jeder mit seinen Talenten angenommen wird“. Er ist überzeugt, daß niemand vom Regelunterricht ausgeschlossen werden darf. Mit dieser Auffassung steht Hüppe nicht allein, auch die weit links stehende Lehrergewerkschaft GEW sieht zur Bildungsinklusion keine Alternative, während konservative Lehrerverbände eher davon ausgehen, daß gerade behinderte und verhaltensauffällige Schüler in integrativen Klassen oft zu wenig Förderung erfahren.

Über leerstehende Kirchengebäude, die zum Verkauf anstehen, berichtet der Beitrag von Jörn Schumacher: „Eine feste Burg – verkauft“. Tatsächlich werden inzwischen aus immer mehr Kirchen Kunstgalerien, Buchläden, Cafés, Restaurants, Tanzschulen, Sporthallen oder Kindergärten. Aber darf aus einer ehemaligen Kirche eine Disco werden oder gar eine Moschee? Die katholische Kirche lehnt die kultische Nutzung durch nichtchristliche Religionen mit Rücksicht auf die Gefühle der Gläubigen ab, bei den Protestanten ist man da weniger zimperlich. In Mönchengladbach und Hamburg wurden bereits Kirchen in Moscheen umgewandelt. In Bielefeld stemmte sich eine Bürgerinitiative monatelang mit einer Besetzung gegen den Verkauf der Paul-Gerhardt-Kirche. Vergeblich. 2008 wurde daraus eine Synagoge.

Kontakt: Christlicher Medienverbund KEP e.V., Postfach 1869, 35528 Wetzlar, www.pro-medienmagazin.de

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