© JUNGE FREIHEIT Verlag GmbH & Co.  www.jungefreiheit.de  28/13 / 05. Juli 2013

Anti-Spießer in Soutane
Prälat Imkamps Aufruf zu mutigem Bekennen
Thorsten Brückner

Was ist eigentlich ein Spießer? Auf die Frage des Schriftstellers und Journalisten Michael Klonovsky, der die Buchvorstellung moderiert, hat Prälat Wilhelm Imkamp eine glasklare Antwort parat. Einen Spießer kennzeichne vor allem Konformismus. „Er ist zu allen Zeiten und in allen Regimen immer für den Mainstream.“ Der Katholizismus sei demgegenüber das „institutionalisierte Anti-Spießertum“.

Bereits nach der ersten Frage wird dem Zuschauer so auch der Titel von Imkamps neuem Buch verständlich. „Sei kein Spießer, sei katholisch“, will der katholische Geistliche als Aufforderung für allzu anpassungsbereite Glaubensbrüder verstanden wissen, ihr Bekenntnis wieder mutiger gegen einen antichristlichen Zeitgeist zu verteidigen. Denn „Mainstreamkatholiken“, so Imkamp, „machen sich selbst überflüssig“. Scharf wendet sich der Direktor eines bayerischen Wallfahrtsorts auf Nachfrage gegen eine „Romantisierung“ der Aufklärung. Die Aufklärer hätten am Morgen Gott abgeschafft und am Abend Wein aus Totenschädeln getrunken, antwortet der Theologe einem Journalisten, der zuvor angemahnt hatte, die Kirche müsse sich stärker den Idealen der Aufklärung verpflichtet fühlen. „Ohne die Aufklärung hätte es keinen Robespierre gegeben“, stichelt Imkamp.

Auch im weiteren plaudert der in traditioneller Soutane erschienene Geistliche, als hätte er noch nie etwas von politischer Korrektheit gehört. Im Klimawandel sei die Apokalyptik säkularisiert worden. „Früher strafte der liebe Gott, heute das Klima“, diktiert er den sprachlosen Journalisten in die Blöcke. In der katholischen Kirche Deutschlands, die gerne bei einem Stuhlkreis den „suizidalen Tendenzen des Dialogs“ nachgehe, sei das Lehramt des Papstes demgegenüber eine „institutionalisierte Zeitgeistsperre“.

Zu einer stärkeren Ausrichtung an diesem mahnt auch Gloria Fürstin von Thurn und Taxis, die neben Imkamp auf dem Podium sitzt. Gerade die Predigten des neuen Papstes über Fegefeuer und Teufel seien für sie wohltuend. Imkamps Buch würdigt die Fürstin gerade im Zeitalter einer „Gedankenpolizei“, in dem es darum gehe, „wachsam zu sein, wenn unsere Freiheit beschnitten werden soll“, als wichtigen Beitrag: „Das Buch ist herrlich politisch inkorrekt, ohne böse zu sein.“

Wilhelm Imkamp: Sei kein Spießer, sei katholisch! Kösel-Verlag, München 2013, gebunden, 160 Seiten, 17,99 Euro

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