© JUNGE FREIHEIT Verlag GmbH & Co.  www.jungefreiheit.de  28/13 / 05. Juli 2013

Aufgeschnappt
„... der Mohr kann gehen!“
Matthias Bäkermann

Der von einer Schokolade-Fettglasur überzogene gezuckerte Eiweißschaum geriet schon vor Jahren ins Visier der politisch korrekten Sprachregulierer: Seitdem hat der Schaumkuß seinen rassistischen Vorfahren, den Negerkuß, fast flächendeckend beerbt. Nur in Regionen Süddeutschlands lebt das Naschwerk in menschenverachtender Form als Mohrenkopf weiter fort.

In Tübingen war das dem „Verband binationaler Partnerschaften und Familien“ ein Dorn im Auge. Er forderte anläßlich des lokalen Schokomarkts „Chocol’Art“ im Dezember „die sofortige Umbenennung“. Die nach Selbstangabe 1.500 Mitglieder starke bundesweite Interessengruppe beeindruckte weder die fast zärtliche Verniedlichung der „Tübinger Mohrenköpfle“ noch, daß diese aus „fairer Schokolade“ bestanden. Immerhin repräsentiere der Ausdruck „eine Verharmlosung der gewaltvollen Geschichte, die Schwarze Menschen durch den von Deutschland ausgehenden Kolonialismus erlebt haben“. Obwohl sich der betreffende Konditor sofort entschuldigt hatte, spaltete die folgende Debatte sowohl Tübingen wie auch die Grünen – von Gelassenheit (Oberbürgermeister Boris Palmer) bis Empörung (Claudia Roth). Doch nun hat der Streit ein Ende, wie das Tübinger Tagblatt vergangene Woche vermeldete: Bis zum 19. Juli soll man bei den Schokomarkt-Machern einen neuen, politisch korrekten Namen vorschlagen.

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