© JUNGE FREIHEIT Verlag GmbH & Co.  www.jungefreiheit.de  29/13 / 12. Juli 2013

Ein Akt von Zensur
Moslemin zerstört Plakat: Uni Duisburg beendet Comic-Ausstellung vorzeitig
Toni Roidl / Thorsten Thaler

Ein Anglistik-Seminar an der Universität Duisburg-Essen (UDE) beschäftigte sich jüngst mit der Frage „What comics can do?" Ergebnisse und Beispiele wurden in einer Ausstellung im Foyer der Uni-Bibliothek gezeigt.

Eine moslemische Doktorandin hängte am 17. Juni eines der Bilder ab und zerstörte am 26. Juni ein weiteres. Als Rechtfertigung für die Zerstörung gab sie an, es habe ihre religiösen Gefühle beleidigt.

Bei dem abgehängten Bild handelt es sich um eine Collage aus Motiven des Comics „habibi" des Künstlers Craig Thompson, der die Unterdrückung der Frau in der orientalischen Welt thematisiert. Das zerstörte Bild der israelischen Künstlerin Rutu Modan mit dem Titel „Shalom" zeigte eine Friedensdemonstration. Die Moslemin zerschnitt es mit einer Schere.

AStA-Referent kritisiert Moslemin

Die Uni-Leitung vollführte daraufhin einen bemerkenswerten Spagat und erklärte, sie behalte sich juristische Schritte vor. Gleichzeitig beendete sie die Ausstellung aus Protest gegen diesen Akt von Zensur vorzeitig. Während der Vorsitzende des Islamischen Studierendenbundes an der Uni Duisburg-Essen, Ali Nuhi, sich mit dieser Reaktion zufrieden zeigte, äußerte sich der Dekan der Fakultät für Geisteswissenschaften, Philosophie-Professor Dirk Hartmann, verärgert über das Appeasement: „Die Polizei hätte eingeschaltet werden müssen."

Immerhin wachte man nach vielen regionalen und bundesweiten Presseberichten beim AStA noch auf. Der AStA-Hochschulpolitikreferent Daniel Lucas warf der Moslemin vor, „reflexhaft und unreflektiert" gehandelt zu haben: „Die betreffenden Personen wollten den Begleittext zu den Zeichnungen nicht lesen, und auch jede Auseinandersetzung mit dem Werk wurde verweigert." Das wiederum beleidige „säkulare Gefühle". Denn „wo bitte gehört Religionskritik, auch in scharfer Form, hin, wenn nicht in eine Bildungseinrichtung?" Prorektorin Ute Klammer kündigte eine Arbeitsgruppe an, die den Fall aufarbeiten soll.

Unterdessen soll laut Presseberichten der Essener Rechtsanwalt Marc Grünebaum Strafanzeige gegen die moslemische Studentin wegen eines „Angriffs auf die Meinungs- und Kunstfreiheit" erstattet haben. Gegenüber der JUNGEN FREIHEIT wollte sich Grünebaum dazu nicht äußern. Auf telefonische Anfrage ließ der Anwalt am Montag dieser Woche mitteilen, er habe „kein Interesse", mit der JF darüber zu sprechen.

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