© JUNGE FREIHEIT Verlag GmbH & Co.  www.jungefreiheit.de  29/13 / 12. Juli 2013

Umwelt
Klimakiller Naturpark
Toni Roidl

Es ist nicht leicht, ein korrekter Grüner zu sein. Einerseits will man Naturparks, um den Wald vor der Forstwirtschaft zu retten. Es ist doch so schön, wenn die Natur sich selbst überlassen bleibt und keine Bäume mehr gefällt werden. Anderseits soll der CO2-Ausstoß sinken, um angeblich das Weltklima zu retten. Dummerweise steht beides im Widerspruch: Das Zentrum Holzwirtschaft an der Uni Hamburg hat in einer Studie nachgewiesen, daß die CO2-Aufnahmekraft forstwirtschaftlicher Wälder wesentlich höher ausfällt als die stillgelegter Flächen. Dennoch wollen NRW, Bayern und Rheinland-Pfalz weitere Wirtschaftswälder in Nationalparks umwandeln. Auch der grüne Ministerpräsident Winfried Kretschmann in Baden-Württemberg hält am Nationalpark Nordschwarzwald (JF 23/13) fest – obwohl die Umwidmung etwa 90.000 Tonnen CO2 pro Jahr zusätzlich bedeutet.

Holzprodukte ersetzen energieintensive Materialien wie Beton, Stahl oder Kunststoff.

Der Grund ist einleuchtend: Der Rohstoff Holz speichert den enthaltenen Kohlenstoff auf Lebenszeit. Werden die Bäume jedoch nicht abgeholzt und für Produkte verwendet, sterben die Altbäume und setzen beim Verrotten „Klimagase" frei. Zudem ist der Schädlingsbefall von Naturwald häufig viel stärker. Das Bundesforschungsinstitut für ländliche Räume, Wald und Fischerei errechnete, daß die industrielle Nutzung von Holz jährlich etwa einhundert Millionen Tonnen CO2 einspart, was 13 Prozent der deutschen Gesamtemission entspricht. Zudem ersetzen heimische Holzprodukte energieintensive Materialien wie Beton, Stahl oder Kunststoff, deren Ausgangsmaterialien größtenteils importiert werden müssen. Wie so oft verkehren sich „gut gemeinte" (grüne) Absichten ins glatte Gegenteil, wenn statt solider Sachkunde nur Halbwissen, Schwärmerei und ideologische Verblendung regieren.

Versenden
  Ausdrucken Probeabo bestellen