© JUNGE FREIHEIT Verlag GmbH & Co.  www.jungefreiheit.de  29/13 / 12. Juli 2013

Feminin statt vulgär
„Mitzulieben, nicht mitzuhassen ist mein Teil": Die französischen Gegen-Femen der Gruppe „Die Antigonen"
Michael Kreuzberg

Für alle, die die grellen Busenfurien der international vernetzten Stänkergruppe „Femen" nicht mehr ohne Brechreiz sehen können, gibt es zumindest ansatzweise gute Nachrichten: Inzwischen gehen die linksextremistischen Nackedeis sogar schon ihren Sympathisanten auf den Keks. Nachdem ein einschlägiger Stoßtrupp versuchte, das neueröffnete „Barbie-Traumhaus" in Berlin mit einem brennenden Kreuz samt gekreuzigter Barbie-Puppe (!) zu stürmen, platzte sogar Richard Herzinger, dem linksliberalen Chefideologen der Welt, der Kragen ob soviel lupenreiner Idiotie: Mit diesem „Tiefpunkt" sei die „feministische" Protestnummer endgültig zur „Karikatur ihrer selbst" verkommen.

Überhaupt sei ein Proteststil, der etwa in der Ukraine noch zu provozieren vermag, nicht auf die „lasziven offenen Gesellschaften des Westens" übertragbar: „Nacktheit beeindruckt hier nicht mehr, und ebensowenig besonders schrille Lautstärke." Man kann es noch böser sagen: „Der Nacktaktivismus der häufig sehr attraktiven jungen Femen-Frauen" fügt sich nahtlos ins „Tittytainment" der Massenmedien, die „Femen" gewiß nicht wegen ihrer überragenden politischen Botschaft soviel Aufmerksamkeit geschenkt haben.

„Wir sagen, daß man nur mit Würde Respekt gewinnt"

Dagegen wird die französische Frauenbewegung „Die Antigonen", die sich dieses Frühjahr im Zuge des „Manifests für alle" und der Proteste gegen die „Homo-Ehe" bildete, schon aus zwei Gründen keine vergleichbare Publicity bekommen: Zum einen haben sich die mindestens so attraktiven jungen Frauen in elegante weiße Kleider gehüllt, zum anderen treten sie für traditionelle Werte wie Ehe, Familie, Verantwortung für das Gemeinwohl und ein „komplementäres" Geschlechterverhältnis ein – im Gegensatz zum radikal-„egalitären" Ansatz der Feministinnen und der „Gender"-Apostel. Ihren Widerspruch zu den vulgär-pornographisch auftretenden „Femen" inszenieren die „Antigonen" vor allem über die Ästhetik, die sich in einem betont grazilen Habitus, in Charme und Schönheit äußert – den althergebrachten „Waffen der Frau". Keine Fäkalwörter, nur ein Lächeln kommt ihnen über die Lippen, und wie ihr antikes Vorbild aus der Tragödie des Sophokles seien sie im Gegensatz zu den männerfeindlichen Mänaden nicht gekommen, „mitzuhassen, sondern mitzulieben".

Am 31. Mai veröffentlichten die Aktivistinnen im Internet ein Video, das sich explizit gegen „Femen" richtete: „Ihr fordert, daß der Kampf der Frau feministisch sei – wir sagen, daß er feminin sein soll. Ihr behauptet, daß Frauen mit nacktem Körper für ihre Sache eintreten müssen. Wir sagen, daß man nur mit Würde Respekt gewinnt. Ihr behauptet, daß Religion zur Entfremdung führe. Wir sagen, daß sie für viele von uns ein Weg zur Freiheit und Selbstverwirklichung ist." Die Wortführerin der Schar, eine 21jährige Studentin mit dem nom de guerre Yseul Turan, drehte gar den „sexistischen" Spieß um: „Femen" sei eine „degradierende" Bewegung, „die Frauen auf ihren Körper reduziert". Turan hatte zuvor als „U-Boot" eine Femen-Gruppe unterwandert, um sich aus erster Hand schlau zu machen. „Da steckt nichts weiter dahinter", erklärte sie in einem Interview. „Die jungen Mädchen dienen als bloßes Kanonenfutter, um für ein Spektakel zu sorgen."

Mit konkreten politischen Positionierungen halten sich die „Antigonen", die vermutlich der Identitären Bewegung nahestehen (JF 5/13), einstweilen zurück: Sie seien an keine Partei und Konfession gebunden und stünden allen interessierten Frauen offen. Dabei betonen sie ihren rebellischen Antrieb: „Wir erheben uns gegen die herrschende Ideologie. Wir sind nicht Sklavinnen der Tradition, wir sind keine Konservativen. Wir handeln gemäß unserer Feminität, wir kämpfen für eine würdige Zukunft für unsere Söhne und Töchter. In einer Zeit, in der die Gender-Theorie in den Schulen gelehrt wird, sind wir die Revolutionäre!"

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