© JUNGE FREIHEIT Verlag GmbH & Co.  www.jungefreiheit.de  30-31/13 19. Juli / 26. Juli 2013

Meldungen

EU-Bankenunion ist ein Täuschungsmanöver

BERLIN. Der Finanzwissenschaftler Markus C. Kerber hält die von den EU-Finanzministern verhandelte Bankenunion für ein Täuschungsmanöver. „Sie ermächtigt den Euro-Rettungsschirm, Banken direkt zu rekapitalisieren“, warnte der Wirtschaftsprofessor von der TU Berlin in der Wirtschaftswoche. „Während Pleitestaaten irgendwann wieder liquide werden, ist das bei Pleitebanken nicht der Fall. Die Gefahr, daß die Steuerzahler, die hinter dem Rettungsschirm ESM stehen, noch mehr Geld verlieren, ist groß.“ Die angekündigte prioritäre Haftung von Aktionären und Gläubigern sei nur ein Versprechen. Die Bankenunion sei nur im Interesse jener Euro-Länder, deren Finanzinstitute in großen Schwierigkeiten steckten: „In den Bankbilanzen schlummern Risiken, die ein Vielfaches der Staatsschulden betragen“, so Kerber, der zu den Klägern gegen die Euro-Rettungsmaßnahmen zählt. Die direkte Rekapitalisierung der Banken sei ein schwerer Schlag gegen die Demokratie: „In Zukunft entscheiden Gremien über Steuermittel aus den noch liquiden Euro-Staaten, die dafür niemals demokratisch legitimiert wurden.“ Nötig seien „Liquidationsinstrumente“, um die „ungesicherten Nuklearkraftwerke“ unter den Banken, „die ihre Geschäfte wie Hasardeure betreiben“, zu schließen, meinte Kerber. (fis)

www.europolis.tu-berlin.de

 

Aktionäre sollten über Vergütungen abstimmen

ST. GALLEN. Der frühere Chef des Optikkonzerns Olympus, Michael Woodford, hat umfassendere Aktionärsrechte gefordert, um Korruption, Bilanzfälschung und Selbstbedienung von Managern zu verhindern. „Aktionäre sollten so wie in der Schweiz auch über Vergütungen abstimmen dürfen“, erklärte der englische Manager im Magazin Impulse. Die Drohung, bei Gehälterbegrenzung in die USA abzuwandern, sei absurd: „90 Prozent der Vorstände würden ihr Land nie verlassen, weil die Frauen sie nicht lassen oder die Kinder nicht gehen wollen.“ Die Vorstandsgehälter hätten sich vervielfacht, das sei „obszön“. Es seien keine Unternehmer wie Bill Gates oder Steve Jobs, die Einzigartiges geschaffen haben, sondern nur Angestellte, so Woodford. (fis)

 

Zahl der Woche

Vier von fünf deutschen Haushalten nutzen keinen Röhrenfernseher, sondern einen Flachbildschirm als Hauptgerät. Ein Drittel hat einen vernetzten Fernseher. Aber nur bei 58 Prozent der Smart-TV-Besitzer ist das Gerät auch tatsächlich mit dem Internet verbunden. (Quelle: Branchenverband GFU)

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