© JUNGE FREIHEIT Verlag GmbH & Co.  www.jungefreiheit.de  32/13 / 02. August 2013

Platzeck-Rücktritt
An die Grenzen geführt
Detlef Kühn

Man glaubt Matthias Platzeck gern, daß das Politikerdasein keine reine Freude ist, sondern emotionale Belastungen mit sich bringt, die der Mensch nicht einfach wegstecken kann. Selbst ein leichter Schlaganfall ist dann ein ernstzunehmendes Warnzeichen. Der Brandenburger Ministerpräsident will nicht in den Sielen sterben. Das verdient Respekt.

Platzeck hat nach der Wiedervereinigung eine eindrucksvolle Karriere aufzuweisen. Der Umwelt-Fachmann aus der DDR engagierte sich frühzeitig, erst im Bündnis 90, dann in der SPD. Umweltminister, Oberbürgermeister von Potsdam, mehr als elf Jahre Ministerpräsident beweisen, daß er im westlichen Parteiensystem angekommen ist. Er brachte es sogar bis zum SPD-Bundesvorsitzenden.

Diese Episode führte ihn aber auch an seine Grenzen, ebenso wie die Rolle, die er in der unendlichen Geschichte des BER-Flughafens übernahm. Warum er sich von seinem Berliner Parteifreund Wowereit verleiten ließ, diesem durch einen Ämtertausch im Aufsichtsrat aus der Patsche zu helfen, weiß er wohl selbst nicht. Die Nachfolger der SED in der „Linken“ hat er durch Aufnahme in die Koalition salonfähig gemacht – trotz vieler Stasi-Fälle. Er bleibt in Erinnerung als Mann aus dem Osten, der auf seine Weise zum Zusammenwachsen des Landes beitrug.

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