© JUNGE FREIHEIT Verlag GmbH & Co.  www.jungefreiheit.de  32/13 / 02. August 2013

Springer trennt sich von Traditionsblättern
Einstieg in den Ausstieg
Dieter Stein

Eine Tour von Verlagschef Döpfner und Bild-Chefredakteur Diekmann ins Silicon Valley hat den Schritt eingeläutet. Die Wallfahrt zum Eldorado von Apple, Google & Co. gebar die revolutionäre Erkenntnis: Print is out. Und da wir ja „alle Amerikaner“ (Diekmann) sind, fielen die Würfel. Der Springer-Verlag verkauft das Hamburger Abendblatt, die Berliner Morgenpost, Hörzu, Bild der Frau. Nur an der überregionalen Bild- und Welt-Gruppe will Springer noch festhalten.

Die Entscheidung zeigt, wie tiefgreifend der Umbruch ist, in dem die Verlags- und Medienwelt im Internet-Zeitalter steht. Gedruckte Tageszeitungen verlieren ungebremst zahlende Leser. Die Verlage können die Verluste bis heute mit Online-Angeboten nicht kompensieren. Die derzeit anlaufenden Versuche mit Bezahlschranken sind wenig erfolgversprechend. Das Anzeigengeschäft ist schon fast komplett ins Netz abgewandert – einst Hauptfinanzierungsquelle der Verlage. Wer wird künftig für Meinungsvielfalt sorgen?

Springer mag wirtschaftlich erfolgreich sein. Eine journalistische Zukunftsvision hat der Verlag nicht. Daß die Welt auch nach dem Verkauf weiterhin Texte mit den verkauften Blättern austauschen will, verhöhnt die Leser. Das phantasielose Verquirlen von als Content abgetanen Texten zu austauschbarem Einheitsbrei ruiniert das Ansehen der Blätter. Eine neue Chance für unabhängigen Journalismus.

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