© JUNGE FREIHEIT Verlag GmbH & Co.  www.jungefreiheit.de  32/13 / 02. August 2013

Eltern stehen an erster Stelle
Werteforscher befragten Bürger und Abgeordnete
(idea/JF)

Bei der Vermittlung von Werten und Tugenden spielen die Kirchen keine führende Rolle. Das geht aus der „Wertestudie 2013“ hervor, die am 29. Juli vom Meinungsforschungsinstitut YouGov (Köln) und der Wissenschaftsstiftung Change Centre (Meerbusch bei Düsseldorf) veröffentlicht wurde. Dazu wurden im Juni und Juli mehr als 2.000 Bürger sowie über 1.000 Abgeordnete aus Bund, Ländern und Kommunen befragt.

Für beide Gruppen stehen die Eltern an erster Stelle der Wertevermittlung, nämlich bei 79 Prozent der Bürger und 86 Prozent der Politiker. Gefolgt werden sie von Erziehern und Lehrern (Bürger: 40 Prozent, Politiker: 46 Prozent). Geistliche oder andere Menschen aus Kirchen und Religionsgemeinschaften erreichen 13 Prozent. Damit belegen sie abgeschlagen den siebten Platz bei den Bürgern – noch hinter Politikern (30), Freunden (27), Betreuern in Jugendeinrichtungen und Vereinen (16) und Führungskräften in Betrieben (14). Leicht besser schneiden die Kirchenvertreter bei den Politikern ab: Sie stehen auf Platz sechs, rangieren aber noch hinter Freunden (36), Politikern (23) und Betreuern in Jugendeinrichtungen und Vereinen (21).

Noch geringeren Einfluß auf die Wertevermittlung haben nach Ansicht der Bürger Prominente aus Musik und Medien (9) sowie dem Sport (5). Diese Einschätzung unterscheidet sich kaum von der der Volksvertreter (Musik und Medien: 8; Sportler: 5). „Die üblichen Verdächtigen aus den Talkshows, ob es Promis aus Politik oder Entertainment sind, schneiden schlecht ab“, so der Politikwissenschaftler Ulrich von Alemann. Werte würden vor allem im gesellschaftlichen Nahbereich vermittelt, erklärt Holger Geißler von YouGov. „Das sollte alle Eltern beruhigen.“

Einig sind sich Politiker und Bürger darin, daß die Bedeutung von Werten in den letzten Jahren abgenommen hat. Mehr als die Hälfte der Bürger (55 Prozent) und 39 Prozent der Politiker sind dieser Meinung. Uneins sind sie sich bei der Bedeutung einzelner Tugenden. Politiker stellen Gemeinschaftswerte an die Spitze, etwa Gerechtigkeit (63 Prozent), Toleranz (55), Freiheit (53) und Solidarität (51). „Es sieht aus, als ob viele Politiker vor ihrer Antwort in den Parteiprogrammen geblättert hätten, so abstrakt sind die genannten Werte“, kommentiert Joachim Klewes von der Stiftung Change Centre. Bürger legen eher Wert auf die konkrete Qualität des Zusammenlebens. Dazu gehören Respekt (44 Prozent), Gerechtigkeit (43), Ehrlichkeit (41) und Familie (39).

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