© JUNGE FREIHEIT Verlag GmbH & Co.  www.jungefreiheit.de  33/13 / 09. August 2013

Meldungen

Kampf um Südtirol: Neue brisante Erkenntnisse?

WIEN. Das Attentat auf der Porzescharte in Südtirol 1967 soll kein Anschlag von Tirol-Aktivisten, sondern eine Operation des italienischen Geheimdienstes gewesen sein. Diese These stellt der österreichische Militärhistoriker Hubert Speckner in seinem neuen Buch „‘Zwischen Porze und Roßkarspitz’ – Der ‘Vorfall’ vom 25. Juni 1967 in den österreichischen sicherheitsdienstlichen Akten“ auf. Der Oberst des österreichischen Bundesheers kommt darin zu dem Schluß, daß die von einem florentinischen Gericht 1971 in Abwesenheit als Mörder verurteilten Aktivisten des Befreiungsausschusses Südtirol (BAS), Erhard Hartung, Peter Kienesberger und Egon Kufner, mit den vier italienischen Opfern nichts zu tun hatten (JF 28/07). Zu dieser Erkenntnis waren österreichische und bundesdeutsche Gerichte bereits Ende der sechziger Jahre gelangt. Speckner, der Mitglied der Landesverteidigungsakademie ist, deckt zahlreiche Ungereimtheiten in der italienischen Darstellung auf. Plausibel sei es, daß die Soldaten nicht am angeblichen Tatort ums Leben kamen, sondern Opfer eines Unfalls bei einer Verminungsübung italienischer Heereseinheiten wurden. Ihre Leichen wurden möglicherweise von Geheimdienstlern und Mitgliedern des Gladio-Netzwerks auf die nahe Österreich gelegene Porzescharte verbracht, um die Südtiroler Autonomiebestrebungen zu diskreditieren. (ru)

bundesheer.at

 

Türkei: Islamistischer Schlag gegen Laizisten

ISTANBUL. Im Prozeß um einen angeblichen Putschversuch gegen die Regierung von Premier Recep Tayyip Erdoğan hat ein Istanbuler Gericht langjährige Haftstrafen gegen Militärs und Oppositionelle der sogenannten Ergenekon-Gruppe verhängt. Der hochrangigste Angeklagte, der frühere türkische Generalstabschef Mehmet İlker Başbuğ, erhielt eine lebenslange Freiheitsstrafe. Auch die beiden Journalisten Tuncay Özkan und Mustafa Ali Balbay erhielten hohe Haftstrafen. Unter den insgesamt 275 Angeklagten waren auch zahlreiche Mitglieder der von Atatürk gegründeten linksnationalen Volkspartei CHP. Das Gericht folgte zudem der Regierung und stufte Ergenekon als terroristische Organisation ein. Kritiker werfen der islamistischen AK-Partei Erdoğans vor, den Prozeß als politische Abrechnung mit der ehemaligen staatstragenden Elite der kemalistischen Türkei zu mißbrauchen. (tb)

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