© JUNGE FREIHEIT Verlag GmbH & Co.  www.jungefreiheit.de  33/13 / 09. August 2013

Boykottaufruf gegen Bauer
„Der Landser“: Das Heft mit Soldatengeschichten aus dem Zweiten Weltkrieg empört das Simon-Wiesenthal-Zentrum
Fabian Schmidt-Ahmad / Henning Hoffgaard

Der Bauer-Verlag hat Anschuldigungen des Simon-Wiesenthal-Zentrums zurückgewiesen, er verherrliche mit seiner Heftreihe Der Landser den Nationalsozialismus. Die Bundesprüfstelle für jugendgefährdende Schriften habe auch bei der wiederholten Untersuchung „keine Beanstandungen“ gefunden, sagte eine Sprecherin. Die letzten Indizierungen liegen Jahrzehnte zurück.

Darüber hinaus kontrolliere die Mutterfirma Bauer Media (Intouch, Bravo) intern ihre Publikationen. „Der Verlag legt großen Wert darauf, daß darin weder der Nationalsozialismus verherrlicht, noch Naziverbrechen verharmlost werden“, heißt es in einer offiziellen Stellungnahme. Hintergrund ist eine Studie des Simon-Wiesenthal-Zentrums, die zu dem Schluß kommt, die seit 1957 erscheinende Heftreihe verstoße gegen Paragraph 86 des Strafgesetzbuches („Verbreiten von Propagandamitteln verfassungswidriger Organisationen“).

Das Simon-Wiesenthal-Zentrum wirft dem Verlag zudem vor, daß durch die „Präsentation von Mitgliedern der Waffen-SS und der berüchtigten Totenkopf-Einheit und anderer NS-Kriegsverbrecher als deutsche Helden die Erinnerung an den Holocaust entweiht und der Nationalsozialismus verherrlicht“ werde.

Das Zentrum hat einen Boykottaufruf gestartet und den Internet-Versandhandel Amazon aufgefordert, das Magazin unverzüglich aus dem Sortiment zu entfernen. In einem Brief an den Vorsitzenden der Lobbyorganisation, Marvin Hier, teilte Amazon jedoch mit, den Landser weiter verkaufen zu wollen.

Zudem forderte das Simon-Wiesen-thal-Zentrum das Bundesjustizministerium zu einer Stellungnahme auf. Dieses teilte daraufhin mit, das Anliegen werde ernst genommen. Derzeit werde mit dem zuständigen Bundesfamilienministerium die weitere Vorgehensweise abgestimmt. „Eine konsequente strafrechtliche Verfolgung von neonazistischer und rassistischer Propaganda“ nehme in Deutschland einen „besonderen Stellenwert“ ein.

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