© JUNGE FREIHEIT Verlag GmbH & Co.  www.jungefreiheit.de  33/13 / 09. August 2013

Frisch gepresst

Konservatismus. Die Gegenbewegung auf jene Umwälzung, die 1789 in Frankreich damit begann, das Paradies auf Erden verwirklichen zu wollen, firmiert in der Ideengeschichte unter dem altväterlich-akademischen Begriff „Konservatismus“. Weil aber nach dem zweiten großen Schub in Richtung „gerechte Welt“, Lenins Machtergreifung im Herbst 1917, mit dem traditionell christlich imprägnierten Ideenreservoir konservativer Strömungen des 19. Jahrhunderts kein Blumentopf mehr zu gewinnen war, fächerte sich der Widerstand gegen den „fortschrittlich“-totalitären Universalismus nach 1918 nationalrevolutionär, faschistisch, radikalnationalistisch auf. In diese verwirrend unübersichtliche Genese dessen, was man schlicht als „Realismus in der Politik“ bezeichnen könnte, versucht ein tiefbohrender Sammelband etwas Licht zu bringen, der sich dem Thema „Staat und Ordnung im konservativen Denken“ widmet. Angesichts der von bewährten Autoren wie Hans-Christof Kraus, Till Kinzel und Matthias Oppermann aufgefächerten Komplexität und Praxistauglichkeit konservativer, wahrlich nicht auf Deutschland begrenzter Politikkonzeptionen, läßt sich die ungebrochene Dominanz des linksliberalen Utopismus nur als Triumph des Tollhäuslertums verstehen. (wm)

Michael Großheim, Hans Jörg Hennecke (Hrsg.): Staat und Ordnung im konservativen Denken. Nomos-Verlag, Baden-Baden 2013, broschiert, 381 Seiten, 49 Euro

 

Weikersheim. Allzu lange sei das 1979 gegründete Studienzentrum Weikersheim „publizistisch nicht sichtbar“ gewesen. So lautet die Klage des Philosophen Harald Seubert, der seit Oktober 2011 als neuer Präsident dem einst vom baden-württembergischen Ministerpräsidenten Hans Filbinger gegründeten Studienzentrum frische Impulse geben und eine Schneise in Richtung „moderner Konservatismus“ schlagen möchte. Der erste Sammelband, der die Vorträge von „Neu-Weikersheim“ dokumentiert, bringt Seuberts programmatische Antrittsrede, veröffentlicht die Referate des Jahreskongresses 2012, unter denen vor allem das Plädoyer des emeritierten Darmstädter Althistorikers Michael Stahl über die Notwendigkeit eines „neuen Humanismus für eine andere Moderne“ hervorsticht, und schließt ab mit Thesen zu Grundpositionen eines freiheitlichen Konservatismus im 21. Jahrhundert. (kg)

Harald Seubert, Jost Bauch (Hrsg.): Deutschland und Europa in einer veränderten Welt. Verlag für Theologie und Religionswissenschaft, Nürnberg 2013, broschiert, 171 Seiten, 18 Euro

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