© JUNGE FREIHEIT Verlag GmbH & Co.  www.jungefreiheit.de  34/13 / 16. August 2013

Braunhemden und Methörner
Ausstellungsbuch zur germanischen Archäologie
Lydia Conrad

Noch bis zum 8. September 2013 findet im Bremer Focke-Museum, dem Landesmuseum für Kunst und Kulturgeschichte, eine Sonderausstellung zum Thema „Graben für Germanien. Archäologie unterm Hakenkreuz“ statt. Wie aus dem Begleitband hierzu hervorgeht, ist es das erklärte Ziel der Ausstellungsmacher um die Landesarchäologin Uta Halle, „über die Ideologisierung im Nationalsozialismus aufzuklären, den Mythos Germanien in unseren Köpfen zu entzaubern und seine Aktualität und Präsenz in der rechten Szene aufzudecken“.

Verständlich, daß bei soviel volkspädagogischem Engagement reichlich Geld floß: Als Sponsoren fungierten unter anderem die Volkswagen-Stiftung, die Kulturstiftung des Bundes, die Sparkasse Bremen und die Nicolaus Heinrich Schilling-Stiftung. Darüber hinaus ließ Bernd Neumann, Staatsminister bei der Bundeskanzlerin und Beauftragter für Kultur und Medien, es sich nicht nehmen, als Schirmherr zu fungieren.

Dabei breitet das Team um Halle im wesentlichen nur Altbekanntes aus, weshalb die Behauptung, man beschäftige sich „mit einer bislang wenig beachteten Facette des Nationalsozialismus, der engen Verzahnung von Archäologie und Politik im Dritten Reich“, an Hochstapelei grenzt. Immerhin wurde diese Verbindung schon in den siebziger Jahren von Reinhard Bollmus und Michael Kater in umfangreichen Standardwerken thematisiert – später folgten weitere Autoren den Spuren der beiden.

Ebenso ist es mehr als gewagt, Hitler eine ernstzunehmende Affinität zum Germanentum zu unterstellen. Immerhin hatte der Führer gegenüber dem tatsächlich germanophil veranlagten SS-Chef Himmler unmißverständlich Klartext gesprochen: Germanien sei ein „Sauland“ gewesen und dessen Bewohner zurückgebliebene „Lackel“, welche auf „keiner höheren Kulturstufe wie die Maori“ gestanden hätten.

Aber sich mit dem Polyzentrismus ideologischer Konzeptionen zu befassen, welcher bei den führenden NS-Größen zu ganz unterschiedlichen Geschichts- und damit eben auch Germanienbildern führte, hätte wohl das üblich in Schwarzweiß gehaltene Gesamtbild zerstört und die Besucher beziehungsweise Leser ihren eigenen Urteilen überlassen.

Focke-Museum (Hrsg.): Graben für Germanien. Archäologie unterm Hakenkreuz. Konrad Theiss Verlag, Stuttgart 2012, gebunden, 216 Seiten, Abbildungen, 29,95 Euro

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