© JUNGE FREIHEIT Verlag GmbH & Co.  www.jungefreiheit.de  34/13 / 16. August 2013

Frisch gepresst

Carl Schmitt. Im Dreikaiserjahr 1888 geboren, in der Weimarer Demokratie berühmt geworden, im NS-Reich Hitlers dessen vermeintlicher „Kronjurist“, verbrachte der Staats- und Völkerrechtler Carl Schmitt den größeren Teil seines langen Lebens in einem Gemeinwesen, das ihn am meisten abstieß – in der Bonner Republik. Dabei war er auf Schlimmes vorbereitet, hatte er doch den alteuropäischen Staat schon früh auf den Aussterbeetat gesetzt. Aber das nach dem 8. Mai 1945 „zu keinem Zeitpunkt mehr voll souveräne Deutschland“ (Wolfgang Schäuble), das der Auflösung von Staat, Nation und Volk zuarbeitende „Gebilde“ Bundesrepublik, blamierte spätestens seit den Sechzigern selbst seine düstersten Aussichten. Dabei befand sich der Plettenberger Altenteiler in einer zu heutigen Zeit- und Systemkritikern vergleichsweise komfortablen Position. Denn Schmitt diskutierte in einem halbwegs intakten, pluralistisch strukturierten Resonanzraum und speiste seine Gegenpositionen ungehindert in ein weitverzweigtes publizistisches Netzwerk ein. Davon zeugt die von Kai Burkhardt aus dem Düsseldorfer Nachlaß ausgewählte Sammlung der Korrespondenz zwischen Schmitt und einflußreichen Journalisten. Das weltanschauliche Spektrum reicht dabei von Rudolf Augstein bis zu Armin Mohler. Überlieferungsbedingt fallen 94 der 113 Briefe in die Zeit nach 1948. (nk)

Kai Burkhardt (Hrsg.): Carl Schmitt und die Öffentlichkeit. Briefwechsel mit Journalisten, Publizisten und Verlegern aus den Jahren 1923 bis 1983. Duncker & Humblot, Berlin 2013, broschiert, 234 Seiten, 36,90 Euro

 

Zwischen Warthe und Oder. Östlich von Posemuckel – so könnte eine Antwort auf die vielen berechtigt scheinende Frage lauten: Wo liegt Südgroßpolen? Andreas Götze lotst mit seinem historischen Reiseführer durch die fraglos reizvolle Region zwischen Posen und Breslau, welche auch im heutigen Polen das Prädikat „tiefste Provinz“ eisern behaupten könnte. Genauso wie zu Kaisers Zeiten, als Rawitsch, Krotoschin oder Schrimm kaum Besucherströme anzulocken vermochten – gleichfalls wie das Örtchen Posemuckel als Synonym provinzieller Abgeschiedenheit. Dabei überrascht, daß die eine reiche Herrenhauskultur aufweisende Gegend weit mehr zu bieten hat als Kiefernwälder und Seen, wie Götze anhand historischer Anekdoten vorführt. Allein das dürfte eine Entdeckung allemal rechtfertigen. (bä)

Andreas Götze: Streifzüge durch Südgroßpolen. Städte, Schlösser & Geschichte(n). Husum Verlag, Husum 2013, broschiert, 335 Seiten, Abbildungen, 19,95 Euro

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