© JUNGE FREIHEIT Verlag GmbH & Co.  www.jungefreiheit.de  34/13 / 16. August 2013

Haltungsnote
Ein Model spielt Flüchtling
Christian Rudolf

Wegen des Fernsehens auf der Flucht. Nicht wegen des miesen Programms, sondern für Kamera und Zuschauer. Der Spartenkanal ZDFneo strahlt derzeit eine vierteilige Doku-Soap aus, in der Halb-Prominente in die Rollen von Asylsuchenden schlüpfen. Drei Wochen reisten die Teams in den Irak, nach Äthiopien und Eritrea, folgten den Flüchtlingsrouten, übernachteten in Auffanglagern, setzten im Fischerboot übers Mittelmeer. Mit dabei: die 27jährige Schauspielerin Mirja du Mont, die der Playboy im Jahr 2000 in die Öffentlichkeit katapultierte. Die der Schauspieler Sky du Mont ehelichte. Man kennt sie aus Shows wie „Typisch Frau – Typisch Mann“, als Event-Moderatorin, als langbeiniges Model für L’Oréal.

Mit auf ZDF-Tour: Ex-Böhse-Onkelz-Musiker Stephan Weidner, ein NPD-Aussteiger, eine türkische Sozialarbeiterin. Im Trailer reicht der Meinungsstrauß von „... der hat in Deutschland nichts verloren“ bis „Solang es Abschiebung gibt, ist Integration nicht möglich“. Ob die sich verstehen werden?

Die Dramaturgie setzt erkennbar auf das Spannungspotential von politisch „unkorrekten“ Einstellungen, die sich nach den Erfahrungen in Afrika wandeln. Seit der Premiere vorvergangenen Donnerstag setzt es Kritik. „Effekthascherisch“, „rassistische und kolonialistische Klischees“, so der TV-Kritiker Holger Kreymeier. Im Zentrum des Erregungssturms: die blonde Hamburgerin. Die plaudert im Trailer Sätze wie: „Ich kann schon nachvollziehen, daß es Menschen in Deutschland gibt, die Angst haben vor Überfremdung“, oder „Man kann stolz sein, Deutscher zu sein, und das bin ich“ und dann die Drittstaatenregelung bejaht, denn ohne die „hätten wir alle hier“. Aber dabei darf es natürlich nicht bleiben: Später bricht Mirja angesichts einer überfüllten Notunterkunft bei Rom in Tränen aus. Wie volkspädagogisch erwünscht.

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