© JUNGE FREIHEIT Verlag GmbH & Co.  www.jungefreiheit.de  36/13 / 30. August 2013

Akzentfreies Deutsch war gestern: Alternativlose Spracherosion
An neue Klangfarben gewöhnen
(ob)

In den westlichen Bundesländern stammt heute die Hälfte der Grundschulkinder aus „eingewanderten“ Familien. Das erzeugt bei Lehrern Leidensdruck, denn sie können nicht mehr in hergebrachter Manier unterrichten, da viele ihrer Zöglinge des Deutschen nicht mächtig sind. Von Didaktikern und Linguisten haben sie, wie die Wissenschaftsjournalistin Susanne Donner resümiert, kaum Unterstützung zu erwarten. Aus dieser Ecke komme unisono der Rat, sich von „zu hohen Erwartungen“ zu verabschieden. Auch Matthias Jung, Vorsitzender des Verbandes Deutsch als Fremdsprache, macht aus der Not eine Tugend: Wir müßten uns daran gewöhnen, in Deutschland die Muttersprache nicht mehr „akzentfrei und frei von Fehlern“ zu vernehmen. Aber das sei doch „originell und gibt dem Deutschen eine Klangfarbe“ (Bild der Wissenschaft, 8/2013). So kann lediglich um „Verständnis“ für diese offenbar auf breiter akademisch-politischer Front als „alternativlos“ akzeptierte „Spracherosion“ geworben werden. Zumal Appelle an „Migranten“, ihren Nachwuchs so früh wie möglich in eine Kindertagesstätte zu geben, nur auf geringe Resonanz stoßen, da es in vielen deutschen Städten als Folge einer gescheiterten Integrationspolitik „regelrechte ‘Ausländerbezirke’ gibt“, wo in den Kitas nur „gebrochenes Deutsch“ zu hören sei.

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