© JUNGE FREIHEIT Verlag GmbH & Co.  www.jungefreiheit.de  37/13 / 06. September 2013

Affäre um grünen Staatssekretär in Niedersachsen
Wein statt Wasser
Christian Vollradt

Was haben die Grünen nicht alles auf ihrer „schwarzen Liste“ konsumgesellschaftlicher Übel? Dicke Autos mit hohem Verbrauch, stromfressende Geräte und so weiter und so fort. Alles, was nicht nachhaltig und ressourcenschonend ist, gehört sich nicht, da verstehen die selbsternannten Besserlebenden keinen Spaß.

Um so peinlicher, wenn die eigenen Leute dann gegen solch hohe moralische Standards verstoßen: Jüngstes Beispiel ist Udo Paschedag, bis Donnerstag vergangener Woche grüner Staatssekretär für Landwirtschaft in Niedersachsen. Der vom Rhein an die Leine geholte Spitzenbeamte hielt – wegen eines Rückenleidens – den regulären Dienstwagen (gehobene Mittelklasse) für unzumutbar und orderte einen größeren. Außerdem sollte ihm der Steuerzahler eine extra Klimaanlage fürs Büro finanzieren. Wenig Öko, viel Raffke. Hämische Reaktionen der Opposition und Öffentlichkeit ließen nicht lange auf sich warten; Ministerpräsident Stephan Weil (SPD), der nun selbst unter Druck gerät, zog die Notbremse und entließ Paschedag.

Müsli fürs Volk, Merlot für die Moralisten? Solche Doppelstandards sind nicht neu, nur die Heuchler haben sich verändert. Gültig bleiben die über 150 Jahre alten Verse des Spötters Heinrich Heine: „Ich kenne die Weise, ich kenne den Text, / Ich kenn’ auch die Herren Verfasser. / Ich weiß, sie tranken heimlich Wein / Und predigten öffentlich Wasser.“

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