© JUNGE FREIHEIT Verlag GmbH & Co.  www.jungefreiheit.de  37/13 / 06. September 2013

Lesereinspruch

Utopie notwendig

Zu: „Frisch gepreßt: Konservatismus“ (JF 33/13)

Hier wird Utopismus lächerlich gemacht. Dabei ist doch das Fehlen einer Utopie der größte Schwachpunkt des Konservatismus. Mit Utopien sind schon die ungewöhnlichsten Bewegungen nach oben gekommen: der Buddhismus, das Judentum, das Christentum, der Islam, die französischen Revolutionäre, die Sozialisten, die Kommunisten, die italienischen Faschisten, die deutschen Nationalsozialisten, die Grünen.

Der Mensch will eine Utopie; er will ein Versprechen für die Zukunft – ohne dies geht gar nichts. Die Konservativen sind langweilig, sie reißen niemanden mit. Braves Auftreten und pragmatischer Alltag reichen nicht. Die Konservativen müßten schildern, wie eine schöne Zukunft aussehen soll. Hier brauchen sie eine Utopie. Denn der Mensch will immer eine bessere Zukunft; er glaubt, daß es immer besser wird, daß es früher also schlechter war, was ja größtenteils auch stimmt. Deswegen will er keine alten Zöpfe. Nur einige wenige, denen es seit je gut geht, wollen das. Alle anderen streben vorwärts, aufwärts, nach Besserem. Konservative, wie sieht eure Zukunft aus?

Wolfgang Richter, Staudernheim

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